Rayong, 4. Woche

Bevor wir der Verwahrlosung völlig anheimfallen, weil wir einfach nur so in den Tag hineinleben, ändert sich nun einiges in unserem Rumtreiberleben.

 

Aber alles der Reihe nach. Wir sind täglich zwischen Meer, Pool und Apartment gependelt. Täglich. Mal kurz zum Einkaufen nach Ban Phen, mal mit der spröden Belgierin geschnackt, mal mit den fröhlichen Österreichern. Mit und über die Amis gelacht, die zur dreitägigen indischen Hochzeit angereist sind. Apropos Hochzeit: Der Manager des Marriott hat in einem Interview im Farang (deutsche Zeitung hier) verraten, dass er bei indischen Hochzeiten 6500 bis 8000 Baht kalkuliert. Pro Tag und pro Person. Bei 200 Leutchen kommt da ordentlich was zusammen. Aber es wird auch etwas geboten. Am Strand, im Park, am Pool – überall aufwendige Aufbauten für das junge Glück. Kitsch as Kitsch can für den norddeutschen Geschmack, Cinderella für die Inder. Die Musik dazu könnte mutlos machen, tut es aber nicht: Inder heiraten am liebsten in Thailand und lassen sich das ordentlich etwas kosten. Das ganze Hotel wird da mal gebucht, was toll für uns ist, denn dann gehören uns Strand und Pool fast allein. Und wenn das Gewummer der Bässe zu doll wird, taucht man einfach ab.

 

Ich weiss noch ganz genau, wie wir uns am Anfang darüber gewundert haben, dass hier in dieser Anlage Menschen zwei, drei, sogar vier Monate verbringen. Schwer vorstellbar. Dieser Eindruck hat sich mittlerweile grundlegend geändert. Wer Spass an Sonne, Wasser, thailändischem Essen hat, ist hier formidable aufgehoben.

 

Bedauerlicherweise ist Isabels Apartment direkt im Anschluss an unseren Monat in Phuphatara vermietet. Aber wir sind ja gewieft und haben schnell im selben Haus ein anderes gefunden. Wir müssen nur vom 6. in den 15. Stock umziehen. Kinderkram.

 

Wie an jedem Abend sassen wir auch am 23. Februar, dem Vorabend zu einem wichtigen buddhistischen Feiertag, in unserer Kantine, dem One Beach Restaurant. An hohen Feiertagen ist der Ausschank von Alkohol in Thailand verboten, also fragen wir mal nach, ob sie ihre Bude überhaupt öffnen. Ist ja ein ewig radebrechendes Hin und Her. Unterm Strich kommt heraus, dass das One Beach am 29. Februar schliesst, weil hier Strandbungalows gebaut werden. In zwei, drei Monaten würde man dann so 500 Meter weiter ein neues Restaurant eröffnen. 29. Februar? Halt stop! Und was wird dann aus uns? Am selben Abend gucken wir uns noch die gesamte Gastronomie des Marriott an – nichts für uns. Nicht wegen des ca. fünffachen Preises, sondern wegen der Seelenlosigkeit.

 

Wir haben ja schon im Yachthafen von Jomtien, abseits des Rummels von Pattaya, eine Wohnung gemietet. Kurzum: Storno im 15. Stock, Verlängerung im Hafen, also  näher an der Zivilisation, aber nicht im Auge des Orkans.

 

Tatsächlich fällt uns der Abschied heute morgen schwer. Hinzu kommt, dass uns Grab hängenlässt, wir also mal eben improvisieren müssen, wie wir die 80 Kilometer hinkriegen. Erstaunlicherweise gibt es einen Bolt-Fahrer, der sofort und sogar 200 Baht günstiger zur Verfügung steht. Gepäck verladen, wir sitzen im klimatisierten Gefährt. Und der Typ fährt nicht los. Spricht ganz gut englisch und will die Kohle lieber cash haben, damit er keine 15% an Bolt abgeben muss. Gejammer hin, Gejammer her: Zu spät. Bolt hat längst über die Kreditkarte abgerechnet. Heul, heul. Nützt nichts. 

 

Knappe anderthalb Stunden dauert die Fahrt nach Jomtien, dann stehen wir vor unserem Skyscraper. Das Condominium heisst Ocean Portofino und erinnert schwer an Naples, Florida oder Ähnliches. Wir haben ein 80-Quadratmeter-Zuhause im 20. Stock gemietet, das auch auf den zweiten Blick einen guten Eindruck macht. Entzückend sind die beiden Damne vom Housekeeping. Die Bude wird täglich gereinigt, alle drei Tage gibt es dazu neue Bettwäsche. Wir verständigen uns auf englisch und mit Translatorprogrammen. Prima. Falls es was zu meckern gäbe lassen uns die beiden Ladys noch die Whatsapp des Managers da. Der Mann heisst Peach Peach. Auch schön.

 

Kaum eingerichtet, gehen wir erst einmal an den Pool. Mit 25 mal 10 Meter winzig verglichen zu unserer Welt in Phuphatara  vor allem aber kalt! Gewöhnt an die 30 Grad, schlottern wir bei geschätzten maximal 25 und fiesem Wind richtig. Aber das Meer ist ja auch nur ein paar Schritte entfernt. Und das ist mindestens 30 Grad warm.

 

Zugegeben: Das alles hier ist ein Kulturschock. Aber wir sind ja schon mit ganz anderen Heiss-kalt-Bädern klargekommen.

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