Shenzhen kreuz und quer


Shenzhen ist anstrengend. Richtig, richtig anstrengend. Das liegt nicht daran, dass es sich um eine Millionenstadt handelt, da haben wir schon mächtigere gesehen. Es liegt an unserem Unvermögen, Chinesisch zu sprechen, zu lesen und zu schreiben. Denn jemanden zu finden, der Englisch spricht, ist fast unmöglich. In unserem 4-Sterne-Businesshotel sollte man Mehrsprachigkeit vermuten, doch das ist ein Irrtum. Der Einzige, der englisch spricht, ist so von sich und seinen Kenntnissen überzeugt, dass er einen kaum aus den Klauen lässt. Nur kennt er sich in seiner Stadt de facto kaum aus.

In jedem Kaff der Welt gibt es ein Tourist office oder zumindest eine pfiffige Gemeindeschwester, die mit Rat und Tat unterstützt. In Shenzhen gibt es weder das Eine, noch das Andere. Mühsam pulen wir uns Sehenswertes aus dem Internet zusammen, machen screenshots davon und klägliche Übersetzungen. Nichts von dem ist unserem Rezeptionsheini bekannt. Zwar schreibt er uns ein Listchen, das ist jedoch kaum brauchbar, weil er ja nicht kapiert, was wir sehen wollen.

Wir springen wie so oft in die Metro und damit ins kalte Wasser. Civic Center? Treffer! Genau diese Bauwerke wollten wir uns ansehen. Die Stadtverwaltung, die Staatsbibliothek, den breiten Boulevard, der auch grosse Versammlungen zuliesse und in einem Park endet.

Vorbei an Putzrobotern, die alles picobello sauber halten, finden wir uns im Park mitten in einer Volkstanztruppe wieder. Toll zu sehen und im Schatten, was bei 24, 25 Grad eine zusätzliche Freude ist.

Vom Civic Center wollen zum Meer zu einem bestimmten Schiff. Eine ganz schwierige Veranstaltung! Letztlich finden wir heraus, dass es sich um Sea World handelt. Es muss ein Didi her, der uns in einer guten halben Stunde zur Sea World bringt. Haben wir gedacht. Ausgesetzt werden wir an irgendeiner Ecke mit einer vagen Handbewegung in die falsche Richtung.

Taxi! Der erste Taxifahrer guckt unsere Screenshots an. Das riesige Schiff, das in einer Art Pool liegt, hat er noch nie gesehen. Der zweite Versuch klappt, zwanzig Minuten später und nach einem kleinen Betrug ums Taxigeld stehen wir auf der Plaza des Amüsierviertels, das wir mitsamt dem Schiff im Pool auf Anhieb doof finden. Aber ganz in der Nähe ist das Meer. Und eine Kunstakademie mit beeindruckender Architektur und ein paar schönen Exponaten in der Galerie.

Das Meer ist ganz ruhig, wir sind es nicht. Hier müssen wir weg und zwar in Richtung Happy Harbour, um uns dort die Promenade, das Riesenrad und die Skyline anzusehen. Die Metro liegt uns zu Füssen, wir steigen aus, wo es uns der Hotelmann aufgeschrieben hat. Und sind schon wieder verloren. Ein junges Paar will helfen und erkennt letztlich an unseren Bildern, wo wir hinmüssen. Natürlich sprechen die beiden kein Englisch, nehmen uns aber fast an die Hand, bezahlen sogar die Token für die Metro, weil wir ihnen wie hilflose Personen vorkommen, und setzen uns in den richtigen Zug. Wir müssen nur bis sieben zählen und dann aussteigen, schärfen sie uns ein. Wir sind sprachlos über so viel Hilfsbereitschaft und zählen leise murmelnd bis sieben.

 

Die Metrostrecken hier sind richtig lang, aber wir finden den richtigen Exit. Schwadronieren zum Riesenrad und über die Promenade, sind ein bisschen traurig, weil die Skyline im Dunst liegt, essen eine Kleinigkeit unterm Sonnenschirm bei einem Thai (natürlich alles Chinesen) und trinken dazu ein Singha Beer.

Eigentlich längst fix und fertig, beschließen wie dennoch einen letzten Stopp. Fast eine halbe Stunde rast die Metro durch Shenzhen bist zum Shopping Park, der sich direkt unter dem höchsten Gebäude der Stadt, dem Geng Tower befindet. Bisschen ooooh!, bisschen aaaaah!, ein paar Fotos und dann wieder weiter mit der Metro.

Woher Juan die Energie nimmt, jetzt noch in ein Elektronikkaufhaus zu gehen – ich weiss es nicht. Und bleibe wie ein Käfer auf dem Rücken liegend einfach im Hotel.

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