Ich werde von sonderbaren Lichtern wach und gucke aus dem Fenster: Vom Meer nähert sich eine Gewitterfront mit spektakulären Blitzen. Stundenlang könnte ich zusehen…
Juan kocht Kaffee für alle und unsere mugs, und wir sitzen noch einen Moment zusammen. Wir wollen relativ früh los. Die Fischerhütte ist schnell aufgeklart, tschüss mit den Xies (wieso will ich eigentlich immer Sch’ties schreiben?). Das wunderbare Sommerwetter hat sich gerade verabschiedet. Der Himmel ist grau in grau, zwischendurch regnet es auch mal. Aber das lässt sich nun einmal nicht ändern.
Wir vier verabreden uns zur Übernahme unseres gemieteten Hauses in Cléder um vier Uhr nachmittags. Sechs Stunden Zeit, knappe 150 Kilometer zu fahren. Die beiden wollen nach Lannion, Juan und ich zu den berühmten rosa Granitfelsen zwischen Plumanarc’h und Trégastel.
Das Wetter ficht uns kaum; 22 Grad bei bedecktem Himmel. Irgendwo auf der Landstrasse kaufen wir belegte Baguettes und nähern uns gemütlich dem Örtchen Perros-Guirec. Sehr niedluch, überschaubar von der Größe. Am Hafen findet ein Markt statt, auf dem wir alte Bekannte aus Paimbol vom Markt gestern wiedertreffen. Überhaupt hat dieses Stückchen Frankreich etwas sehr Familiäres: Man grüßt sich und ist freundlich.
Wir lassen uns nur wenig Zeit für das bunte Durcheinander und den Hafen (bewundern im Vorbeigegen einen ausgesprochen schicken Trimaran) und fahren ein paar Kilometer weiter nach Ploumanac’h.
Das zerklüftete Kap mit seinen atemberaubenden Felsformationen zieht uns sofort in seinen Bann. Entlang des Zöllnerweges, des GR34, erkunden wir ein Stück dieses Weltkulturerbes. Es ist kaum vorstellbar, wie sich die rosa Granitgiganten hier aufgetürmt haben. Spektakuläre Formationen sollen bis zu 300 Millionen Jahre alt sein – unvorstellbar! Schweren Herzens verabschieden wir uns von dieser prachtvollen Kulisse.
Wenn wir pünktlich in Cléder sein und vorher noch einkaufen wollen, müssen wir auf den letzten 85 Kilometern etwas Gas geben. Es zieht auch wieder zu. Während wir bei irgendeinem Lidl unsere Liste abarbeiten, plattert es schon bedenklich.
Natürlich stehen wir rechtzeitig vor unserem schicken Haus in Cléder, haben Zeit genug, einen ersten Blick auf den Strand und die grossartige Küste zu werfen. Die Xies trudeln ein, wir lernen gemeinsam Sonia, unsere Vermieterin kennen. Die airbnb-Bude, die sie uns präsentiert, ist fast noch schicker als in der Beschreibung: Die Xies richten sich in der bel étage ein, wir bleiben au rez-de-chaussee, also ebenerdig.
Wir hatten uns schon vorher auf ein Abendbrot “zu Hause” geeinigt, genau das machen wir auch ganz gemütlich und lauschen dem platternden Regen. Als der nachlässt, laufen wir 200 Meter zum Strand, gucken uns kurz um und treffen uns zu einem night cup noch am zentralen Tisch in der Bude. Schöner Tag, anstrengender Tag. Nun kommen wir erst einmal an!