Das Stadt-Hotel in Bad Hersfeld brilliert vor allem mit seiner Lage: nur einen Sprung vom Festspielzentrum in der Ruine entfernt, der Frei Otto zu fabelhaftem Leben verholfen hat. Im Moment wird da geprobt für die Festspiele, die sich im Juli mit Goethe und mehr befassen werden. Wir hören von aussen zu; sie werden’s schon hinkriegen.
Die Altstadt von Bad Hersfeld – und nur mit ihr haben wir uns befasst – ist beeindruckend mit ihrer Fachwerkarchitektur und gotischem Trutz in lieblichen Hügeln. Wir sehen uns um, aber es liegt ja Einiges an Strecke vor uns.
Wie immer suchen wir uns Nebenstrecken und Kleinststrassen, die kaum vom landwirtschaftlichen Betrieb genützt werden.
So tingeln wir durch die Rhön und namenlose Dörfchen, in denen nicht wenig, sondern nichts los ist.
Ab und zu erschrecken uns Motorradgangs, die das schöne Wetter nutzen und durch die kurvenreiche Hochstraße brettern. Meist sind wir allein auf weiter Flur.
Große Rapsplantagen haben ihre Blüte fast hinter sich, kleine Gehöfte möglicherweise keine Zukunft vor sich.
Irgendwann haben wir die Rhön und ihre Dörfer dicke und entschließen uns, via A7 Strecke Richtung Süden zu fahren.
Unser Ziel: Rothenburg op de Tauber. Ja. Unter anderem deshalb, weil wir uns bisher nie dahin getraut haben. Busweise einfallende Touristenhundertschaften hatten unseren Besuch bisher erfolgreich verhindert. Aber jetzt… Und ja: Rothenburg op de Tauber ist niedlich, schön zum Herumlaufen oder für eine Vesper auf dem Markt. Der Sonnenschein und das Warten auf das Ergebnis unserer Corona-Schnelltest aus dem ortsansässigen Rathaus halten uns eine Weile in der Stadt. Wir testen trotz Impfung, weil viele Gastronomen noch immer keine Ahnung haben, wie sie mit der Pandemie-Nachphase umgehen sollen.
Zur klassischen Kaffee-Kuchen-Zeit füllt sich der Ort. Zeit, abzuhauen.
Wir befinden uns auf der Anreise nach Italien, haben aber keinen zeitlichen Stress. Dennoch fahren wir wieder auf die Autobahn und werden von einem üblen Platzregen überrascht. Keine Sicht, aber eine Abfahrt. Die nehmen wir und wettern den Guss ab. Die Pause nutzen wir, um ins nach Hotels in Füssen umzusehen. Die Nähe zu Ludwigs Neuschwanstein hat die Preise in die Höhe getrieben. Wir bleiben in Kempten, im Hotel Waldhorn: Modern, sauber, Restaurant geöffnet – perfekt.
Interessant zu wissen, dass wir keine Ahnung haben, wo wir morgen Abend wohl sein werden.