Irgendetwas stimmt hier nicht mit dem Wetter: schon wieder alles grau. Trotzdem wollen wir einen Spaziergang machen, werden aber von fiesem Nieselregen ausgebremst. Also Auto und Mercadona, weil Juan shoppen will: Dulce de leche – Heimwehlöffelchen aus Argentinien (Milch und Zucker zu cremigem Karamell eingekocht). Wir kurven dann zwar noch etwas herum, aber der Ferienort ist zu dieser Jahreszeit einfach trostlos.
Der Retter naht, und bei ihm muss man sich für einige interessante Lesestunden bedanken: Ildefondo Falcones. “Die Kathedrale des Meeres”, ein im Mittelalter angesiedelter historischer Roman vor dem Hintergrund des Baus der Kirche Santa Maria del Mar in Barcelona. Das Erstlingswerk des katalanischen Anwalts, Jahrgang ‘59, der übrigens mal Juniorenmeister der spanischen Springreiter war, hat sich seit 2007 millionenfach verkauft. Juan liest das Original, ich faule Socke die deutsche Übersetzung. Ab Morgen werden wir dort ganz in der Nähe der Kathedrale in Barcelona beziehen.
Trotz aller Spannung werden wir irgendwann hungrig. Aber das ist mal wieder ein Problem. Im Hotel gibt es nichts, in der Cafeteria hören die Fallschirmspringer Vorträge über die optische Inszenierung ihrer Sprünge, damit das in den sozialen Medien auch ordentlich geil aussieht. Wegen des Wetters bleibt es bei ihnen bei der Theorie. Gegenüber im Golfclub – Fehlanzeige. Wieder in das lausiger Pinguino? Och, nö…
Im Ort, beim Porto de Azahar: Alles zu, angeschmuddelt durch lange Off-Season-Monate. Eine Bar ist geöffnet, wird aber von einer einzelnen hilflosen Person betrieben. Die pendelt zwischen Eistresen und Kaffeemaschine. Wir gehen einfach, um sein Leid nicht noch zu vergrößern.
Fündig werden wir endlich in einer Nebenstraße im “La Casita”, einer Kneipe der Einheimischen, in der sie uns ein Bocadillo (Baguette) mit Schinken und ein Glas Weißwein geben. Hier herrschen Vater und Tochter, beobachtet von einer Kamera in der Ecke, falls es mal Ärger gibt und man Beweise braucht. Ist aber alles friedlich heute. Die Männer trinken ihren Cortado – zur Hälfte Espresso, zur anderen Schnaps – und schnacken über das Leben an sich.
Noch ein bisschen Literatur im Hotel del Golf Playa und nach der Tagesschau Buffet im Hotel: Erstaunlich, wie sich die Qualität des Essens an den Gästen orientiert. Als die spanischen Rentner hier waren, wurde Wert auf Vielfalt gelegt, dann kamen die jungen Skydiver, da geht‘s nur um viel und Pommes. Gut, dass wir morgen abreisen. Unter anderem deshalb, weil wir ja nicht wissen, wer die Bucht von Azahar als nächstes beehren wird.