Der Tag beginnt früh: Schon vor sechs hören wir, dass sich Thomas das Badewasser einlaufen lässt. Dann knarrt und knistert die Kaffeemaschine. Viertel vor acht sitzen wir alle im Auto und sind in der aufgehenden Sonne Richtung Lagos unterwegs.
Es ist wenig los auf dem ohnehin nicht sonderlich grossen Flughafen an diesem 2. Weihnachtsfeiertag. Thomas bekommt noch problemlos boarding passes für Gangplätze von Faro nach München und von München nach Hamburg. Wir sehen ihn durch die security entschwinden und trollen uns ebenfalls. Das Zigeunerleben geht weiter…
Nun sitze ich wieder vorn und gebe erste „Anweisungen des Co-Piloten“. Ein Schild „Praia do Faro“ fand ich interessant. Wir wussten nicht einmal, dass Faro überhaupt einen Strand hat. Und dazu noch einen hübschen, den sich Surfer und Angler und Sonnenfreunde teilen. Wir gucken schon wieder aufs Meer, während Thommy am Gate oder in einer Raucherlounge wartet.
Unser Weg zum Wasser führte durch ein Naturgebiet, das wir uns nach dem kleinen Strandstrip etwas genauer ansehen. Als erstes treffen wir auf langen Holzwegen ein Gruppe französischer Fotografen, die mit langen, getarnten Objektiven Piepmätzen auf der Spur sind. Davon gibt es hier trotz der Wanderer, Jogger, Radfahrer – alle auf den Stegen – besonders jetzt bei Ebbe viele. In den Prielen suchen ausserdem viele Einheimische nach kostbaren Muscheln.
Es ist mit 10:40 Uhr noch relativ früh, Thomas‘ Flugzeug donnert gerade über unsere Köpfe. Wir brauchen einen Plan, denn nach Hause können wir nicht: Nadia wird „after lunch“ (sie hat vorher einen anderen Job) die Bude aufpolieren. Gucken wir uns doch erst einmal Faro an. Geparkt wird am niedlichen Hafen. Schon hier sehen wir auf den Dächern die ersten Störche. Faro ist für diese Mitbewohner berühmt. Kurzer Blick auf die ebenfalls bestorchte Kathedrale, dann verlieren wir uns in Kopfstein- oder Fliesen-Gassen, essen irgendwo ein Croissant zum americano und geniessen die zunehmende Wärme.
Faro hat zwar nur um die 50 000 Einwohner, aber wir sind noch nicht reif für die Stadt. Zum shopping haben wir sowieso keine Lust, genügend Menschen gesehen, also raus aufs Land. An der Küste entlang wollen wir zurück in den Westen.
Schon nach kurzer Fahrt landen wir in Quinta do Lago, mit sechs, sieben Golfplätzen ein Paradies, allerdings auch ein luxuriöses Ghetto mit Villen, „Four Seasons“ und „Conrad“ Hotels, und, und, und. Aber bildschön, vor allem, wenn man Richtung Strand fährt. Vom Parkplatz führt übers brackige Wasser eine lange Holzbrücke in die Dünen, davor rauscht das Meer am Sandstrand. Das Ganze bei inzwischen 24,5 Grad bei wolkenlosem Himmel. Einige Leute sind bei dem traumhaften Wetter unterwegs: Engländer, Franzosen, Deutsche, Schweden. Und natürlich wieder wir.
Zurück gondeln wir durch eine Anlage, die sofort an Beverly Hills erinnert. Neben einigen gated communities grosszügige Villen in üppigen Parks, modern oder traditionell, in jedem Fall luxuriös. Sehr hübsch anzusehen. Aber es ist eben doch ein Golferghetto, dazu mit einem Wermutstropfen: Sämtliche startenden Flugzeuge lärmen übers Paradies.
Richtung Albufeira fahren wir an weiteren geplanten oder bereits existierenden Anlagen vorbei: Golf überall. Eigentlich wollen wir in Albufeira einen Happen essen, aber irgendwie misslingt das mal wieder: Wie schon früher einmal rauschen wir durch und wollen den engen Strassen nur noch entkommen. Es ist fast halb vier – noch mindestens zwei Stunden Zeit bis zur staub- und sturmfreien Bude.
Noch vor Portimao, in Porches, sehe ich an einem der zahlreichen Rondelle auf der Landstrasse 125 ein Schild “ Biergarten & Metzgerei“. Das sehen wir uns natürlich an, sitzen fünf Minuten später bei einem eiskalten Hellen im Garten, bestellen Schnitzel und Currywurst. Von Thomas kommt gerade eine whatsapp aus München: Leberkässemmel und Weissbier im Hofbräuhaus am airport. Können wir auch. Denn während wir aufs Essen warten, mache ich nebenan beim deutschen Metzger Beute: zwei Scheiben Leberkäse und eine Bierwurst, ähnlich einer Jagdwurst. Vor mir hat ein englisches Paar für über 100 Euro Fleisch und Wurst gekauft. Gutes Zeichen!
Nur noch 36 Kilometer bis Lagos. Letzter Stop im Pingo doce – wir brauchen Brot und Eier für den Leberkäse -, dann geht’s erschöpft endlich nach Hause. Alles sauber, alles ordentlich. Mit der Gemütlichkeit haben sie es hier ebenso wenig wie mit dem Kochen: es ist alles da, nicht schlecht, aber auch nie überragend. Zum Beispiel haben wir neue Bettbezüge, aber nicht in Thomas‘ Zimmer. Das wirkt nun doch sehr kahl, zumal auch die kleinen Webteppiche weggeräumt wurden. Egal, egal. Wir igeln uns ein, sparen den Leberkäse für morgen und essen nur noch eine Bemme zur Tagesschau. Thomas landet gerade in Hamburg, wir auf dem Sofa vor irgendeinem Münchner „Tatort“ im Ersten. Das Feuer knistert im Kamin. Was für ein toller Tag zuende geht!