Es ist noch recht frisch, aber sonnig, als wir Trelew gegen neun verlassen. Unser nächstes Ziel liegt ungefähr 170 km südlich: Punta Tombo. Hinter der Antarktis gibt es hier die zweitgrößte Magellanpinguinkolonie der Welt. 170 000 Paare sollen hier ansässig sein – wir können es uns überhaupt nicht vorstellen.
Zunächst fahren wir über die Ruta 3, die direkte Verbindung zwischen Buenos Aires und Ushuaia. Uns kommen viele Laster entgegen, über weite Strecke gehört uns die Straße aber auch allein. 60, 70 Kilometer weiter, nach sehr schönen, hügeligen Landschaften mit unzähligen Schafen, die sich durch die Büsche schlagen, biegen wir auf die 75 ab. Die Kolonne aus einem Züricher und einem Hannoveraner Wohnmobil fährt offenbar weiter geradeaus.
Links und rechts sehen wir ein paar Guanakos, manchmal in weiter Ferne ein Ranchhaus, aber keine Menschenseele. So ähnlich haben wir uns Patagonien vorgestellt. Nächste Tankstelle 169 Kilometer, sagt Uschi. Aber wir sind sorglos und haben voll getankt, außerdem heißes Wasser für Kaffee oder Tee, Brot, Butter, Schinken und etwas Obst dabei. Was soll also sein?
Genau am Eingang zum Naturreservat Punta Tombo beginnt die Schotterpiste. Wer hier nicht vorsichtig fährt, ist selber schuld: Millionen kleine Steine können einen schon mal aus der Bahn werfen. Nach 20 Kilometern stehen wir auf dem Parkplatz des Naturparks. Zwar sehen wir am Horizont das Meer, aber es ist noch ein ganzes Stück entfernt. Also: Wandertag.
Die Anlage nach dem Kassenhäuschen (35 Pesos Juan, 180 ich als Ausländer) ist sehr modern im Stil eines Lehmhausdorfes gebaut. Ein Restaurant, ein Museum ( sehr informativ und kurzweilig), saubere Waschräume. Von dort aus gibt es einen Shuttlebus, der uns bei einem weiteren Restaurant, WCs und Infobude absetzt. Ein netter Herr begrüßt uns und erklärt, dass wir nun 1,5 Kilometer zu Fuss gegen würden. Ruhig sein, nichts essen, Tiere haben überall Vorrang, nicht berühren…
Über vorbildlich angelegte Wege stiefeln wir los, vor uns nur ein Grüppchen von drei weiteren Neugierigen, die wir schnell aus den Augen verlieren. Denn wir sind gefangen genommen von den Kerlchen links und rechts. Zierliche Pinguine, Tausende auf ihrer Brut in Erdlöchern. In den nächsten Tagen und Wochen wird der Nachwuchs erwartet. Faszinierend, wie die ungefähr 30-40 Zentimetern grossen Tiere über die Hügel wackeln! Wir können uns kaum sattsehen, bremsen, wenn mal wieder ein Punguin unseren Weg kreuzt, und laufen weiter. Über ein riesiges Terrain verteilt leben diese Magellanpinguine hier. Vergleichsweise wenige finden wir am Meer. Aber klar: es ist Brutzeit.
Es wird langsam windiger und grauer. Mit einem Lächeln machen wir uns auf den Rückweg. Klar, es war ein „Umweg“, aber wo kann man soetwas erleben? Wir könnten die Pinguine greifen, hocken ihnen Auge in Auge gegenüber. Unvorstellbar ist die Anzahl der Tiere! Auch wenn wir vorher ein bisschen gelesen hatten: Was wir hier sehen, ist überwältigend!
Auf dem Rückweg zum Shuttle laufen uns noch ein paar Guanakos buchstäblich über den Weg – toll, toll, toll! Das hat sich wirklich gelohnt 🙂
Auf dem Parkplatz gibt es eine Bemme und einen Kaffee im Auto, weil es draußen langsam zu windig wird – und wir machen uns wieder auf den Weg. Übrigens stehen außer uns und zwei argentinischen Autos nur noch ein Chilene, ein Brasilianer und ein deutsches Wohnmobil mit Zollnummer ( offenbar in USA gekauft) auf dem großen Parkplatz. Hier haben die Pinguine zur Zeit wirklich ihre Ruhe…
Kaum sind wir wieder auf der Piste, fängt es an zu tröpfeln. Leichte Regenschauer begleiten uns die nächsten 300 und paar Kilometer über die 3 nach Comodore Rivadavia, in die größte Stadt der Provinz Chubut. Wir tanken zwischendurch an einem Ort, der weder auf einer Karte genannt noch Uschi bekannt ist und freuen uns, dass Patagonien keineswegs so eintönig wie befürchtet ist. es gibt mal ein Hügelchen, dann Schafe, Schafe, Schafe, hier ein Bäumchen, da einen schönen Eingang zu einer Estancia.
Comodore Ricadavia ist ein Hafenstädtchen mit 180 000 Einwohnern. Im Znetrum stehen ein paar höhere Häuser mit besseren Hotels, in den Aussengebiete. wird es deutlich ärmlicher. Juan fragt im Hotel Austral nach einem Zimmer. Sie wollen 1700 Pesos, also rund 170 Dollar. Wir gucken uns noch eine andere Bude an, aber die ist so runtergekommen, dass wir heute mal keine Lust darauf haben. Also booking.com – da buchen wir das Austral ( s.o.) für 70 Dollar…
Ana ist inzwischen auch in Buenos Aires angekommen. Fast 22 Stunden im Bus, weil es noch eine weitere Strassensperre vor der Capital gab. Sehr, sehr anstrengend.
Wir alle entspannen nun einen Moment. Unser Zimmer ist gut und sauber und liegt im 3-Sterne-Flügel. Im selben Haus gibt es auch ein 5-Sterne-Hotel für 300 die Nacht. Alles wunderbar. Das Essen im Hotel schenken wir uns. Entweder Buffet in der Cafeteria oder à la carte im Restaurant, natürlich brandteuer. Lieber gucken wir zu Fuß ein bisschen rum, finden auch viertel nach neun eine Parrilla, in der mal gerade ein Tisch besetzt ist. Wir sind vom Tag ziemlich erledigt, bestellen etwas zu essen und einen Wein. In dieser Zeit füllt sich der große Laden. Mehrere Leute müssen wieder gehen, weil es keinen Platz mehr gibt. Nach einem Stündchen oder so gehen wir auch. Juan bastelt noch ein bisschen an andando, mir fallen sofort die Augen zu. Dabei wollte ich doch noch… Gute Nacht! Vielleicht träumen wir ja von niedlichen Pinguinen…