Ach, wie haben wir es vermisst! In Buenos Aires gibt es buchstäblich an jeder Ecke ein Café. Nicht so ein doofes Starbucks, sondern ein richtiges Kaffeehaus mit Holz, Bugholzstühlen, richtigen Kellnern – ganz toll. In einem dieser Läden (mit einer Punkkellnerin und Resopaltischen :-)) frühstücken wir in unserem Barrio San Telmo. Es gibt Kaffee, frischen Orangensaft und die unvermeidlichen Medialunas, die entweder mit Butter (manteca) oder Fett (grasa) gebacken werden. Kostet zusammen 78 Pesos, also ungefähr 5 Dollar. Wie fast überall kann man auch hier per wifi Mails checken und chatten, gemütlich ein, zwei Stündchen verbringen.
Heute zeigt sich ein echter „dia peronista“, ein strahlend schöner Vormittag mit blitzeblauem Himmel und Sonne, das Ganze bei angenehmen 23, 24 Grad. Schön zum Spazierengehen, zu warm für meine neuen Wanderstiefel, die ich nun endlich mal einlaufen will. Wir spazieren ein bisschen durchs Viertel und machen uns dann über die Casa Rosada (hier herrscht ja noch Frau Kirchner) auf ins Bankenviertel. In der 25 de Mayo besuchen wir das Unternehmen Robinson. Eine honorige Reederei mit einer Einrichtung, die auch prima nach Hamburg passen würde. Hier erkundigen wir uns mal nach den Möglichkeiten, das Grauchen zu verschiffen. Sollten wir es nicht verkaufen, geht es nach Veracruz, Mexiko, oder Galveston, Texas. Wir können und wollen das Autochen ja nicht am Straßenrand verrotten lassen. Rund 2000 Dollar würde die Aktion kosten, einschließlich der Agenten, die einem den ganzen Behördenkram vom Leib hielten. Das werden wir im Hinterkopf behalten.
Zunächst danken wie für Gespräch und Information und gucken noch ein bisschen weiter das Bankenviertel an. Genau gegenüber der Zentralbank werden wir durch ein fast verblichenes Schild auf ein Kloster aufmerksam, das sich offenbar mitten im Trubel gehalten hat. Natürlich gehen wir da mal rein – und sind begeistert. Ein schöner Garten mit Bänken, ein, zwei Restaurants (!), totale Ruhe inmitten der Großstadt. Eine der vielen faszinierende Ecken in dieser Stadt.
Anschließend spazieren wir ein bisschen über die Florida, eine Fußgängerzone, in der einen jeder Zweite anhaut, ob man nicht Geld wechseln wollte. Außerdem gibt es hier tolle Buchhandlungen, lustige Boutiquen und tolle Gesichter zu sehen. Die tourist information ist wieder mal zum Liebhaben. Das einzige, womit sie helfen können, ist die Fotokopie eines Stadtplans… Mehr Glück haben wir dann bei der nationalen Touristeninformation: Wider jeder Erwartung haben die dort umfangreiches Material über andere Provinzen. Wir decken uns ein mit allem Patagonischen. Übrigens sitzt hier auch das Fremdenverkehrsamt. Wer Lust hat, sich mal so richtig zu ärgern, sollte hier mal Informationsmaterial zur Veröffentlichung anfordern. Einschließlich Fotos. Ich kann gar nicht sagen, wie oft ich mich mit denen schon geprügelt habe, weil wir mit unseren Null-Budgets Material zu einer Reisegeschichte brauchten:-)
Umso glücklicher ziehen wir mit unserm Tütchen heute vondannen. Langsam ist es auch wärmer geworden. Wir sind später mit Federico in einer Parrilla in San Telmo verabredet. Ein guter Moment, noch einen erholsamen Zwischenstopp im Hotel einzulegen. Vorbei am Obelisken fahren wir mit dem Bus bis zur Avenida Belgrano; wir sind da fast schon zu Hause.
Vorbei an hinreißenden Fassaden, bröckelndem Putz und gemeingefährlichen Fußfallen trudeln wir ein. Ein halbes Stündchen Pause, schon geht’s zum Essen. Federico wartet auf uns in einem tollen Laden auf der Dorego. Fede kennt sich mit Restaurants wirklich aus. Im Gegensatz zur feinen Gran Parrilla del Plata, in der wir gestern Abend waren, ist diese hier Hausmannskost. Toll, aber nicht schick. Kein einziger Rourist, außer mir. Zu unserer Freude kommt auch noch Soledad, Fedes Tochter, dazu – ein fröhlicher Nachmittag. Nach einem kleinen Eis trennen wir uns alle wieder.
Kleines Päuschen im Hotel. Weiter geht es: Ana, Juans Schwester, ist schon auf dem Weg zu uns. Bisschen schnacken, bisschen essen, bisschen Wein trinken – es ist immer etwas los. Soledad, begeisterte Tangotänzerin, hat noch vorgeschlagen, uns heute Nacht bei einer Milonga zu treffen, aber da sehe ich im Moment schwarz…