Bereits morgens in der Kathedrale ist mir aufgefallen, dass es hier ausgesprochen viele behinderte Menschen gibt. Rollstühle, Krücken, alles mögliche… Hintergrund dafür ist eine Heilerin namens Maria, die seit 25 Jahren Gläubige aus ganz Argentinien, zum Teil auch aus der ganze. Welt, anzieht. Uns wird erzählt, dass die Busse sogar aus Ushuaia kommen, aus Feuerland! Über 4000 Kilometer, um die Frau zu treffen, die vielleicht Wunder wirkt.
Jeden Samstag reisen Tausende nach Salta, denn nur an diesem Tag empfängt die Heilerin kranke Menschen.Maria Livia war vor ihrer ungewöhnlichen Entwicklung eine normale verheiratete Hausfrau mit drei Kindern, als 1990 in übernatürlichen Manifestationen zum allerersten Mal die Heilige Jungfrau zu ihr sprach. Nach dieser ersten luminösen Erscheinung, als ihr die Heilige Jungfrau als strahlend schönes 14-jähriges Mädchen erschien, wurde Maria Livia in der Folgezeit dann fast täglich aufgesucht. Fortan wurde sie instruiert und intensiv vorbereitet, damit sich die Göttliche Absicht erfüllen konnte. Fünf Jahre lang hielt Maria Livia rigorose Stille ein, eine Periode spirituellen Wachstums und profunder innerer Vorbereitung. Eine innere Pilgerschaft, ohne menschliche Störungen, in der Stille geführt von der Heiligen Jungfrau und von Gott. 10 Jahre nach der ersten Erscheinung, nachdem sie erstmals diese wunderschöne Stimme gehört hatte, kam dann die Bitte der Heiligen Jungfrau, ein Sanktuarium auf einem erhobenen Platz zu errichten – „damit sich erfüllt, was ich zu enthüllen habe.“ Jeder stimmt sich auf seine Weise auf die Begegnung mit Maria Livia ein. Diese ist in ihrer stillen, unaufdringlichen Art unermüdlich im Einsatz. Wie jeden Samstag wird sie alle, die gekommen sind, voller Mitgefühl und mit der gleichen intensiven Zuwendung empfangen, ohne eine Spur von Erschöpfung. Es ist oft nach 22 Uhr und bereits kühl, wenn Maria Livia mit einem Gebet diese zutiefst berührende Arbeit beschließt, die jedes Mal zahlreichen Menschen Heilung an Körper, Geist und Seele bringen wird.
Viele der Kranken sind also jetzt schon da und warten auf den Samstag. 60, 70 doppelstöckige Busse werden noch erwartet. Am folgenden Wochenende macht Maria Livia eine Pause: die katholische Kirche feiert etwas Offizielles. Und da man Konflikten ausweichen möchte, hat man sich darauf geeinigt, dass die Heilerin an Tagen katholischer Veranstaltungen, so sie denn auf den Samstag fallen, nicht in Konkurrenz tritt.
Der Nachmittag ist leider verregnet und kühl. Wir laufen los, um das Auto aus der Werkstatt zu holen und entdecken dabei, dass die Markthalle geöffnet ist. Neben den unterschiedlichsten Lebensmitteln gibt es hier auch Hausrat und Folkloristisches. Kaum haben wir alles gesehen, holen wir auch schon das Auto und fahren direkt in die Garage an der Plaza. Das Platzkonzert einer Polizei-Kindertruppe hören wir uns von unserem Zimmer im 3. Stock des Hotels Colonial an, an den Marktständen auf der Plaza huschen wir nur vorbei. Abends treffen wir eine kleine Fehlentscheidung und gehen in das Restaurant in der Buenos Aires, das wir gestern schon mal ausgeguckt hatten. Es ist teurer als die Parrilla vom Vorabend, dafür lange nicht so gut. Macht nix. Wir überlegen, ob wir noch eine weitere Nacht in La Linda bleiben. In unserem Hotel gibt es noch Platz, aber wir müssten die Zimmer tauschen…