Kleiner Panamericana-Trip

 

Wir sind glücklich wieder in Buenos Aires und haben die Reise doch ein bisschen in den Knochen. Gut geschlafen in Mercedes im Hotel Colon, halb acht klopft Ana, ein paar Minuten später sehen wir uns beim Frühstück. Im Leben hätte ich nicht mit dem gerechnet, was dort aufgetischt wird. Frischer Orangensaft, Corn flakes, Tee, Kaffee schwarz, Kaffee mit Milch, verschiedenen Brot- und Marmeladensorten, Schinken, Käse, Obst, sechs, sieben Croissantarten, die hier Medialunas heißen und zu jeder Tageszeit gegessen werden.
Bezahlt haben wir letztlich per Kreditkarte um die 70 Euro für beide Zimmer mit Frühstück. Der Pesokurs war zu abenteuerlich. Hier wird nicht nur der illegale Blue Dollar zugrunde gelegt, sondern auch noch ein ordentlicher Aufschlag berechnet.
Der Ort, den wir uns dann ein bisschen ansehen, erinnert ein an Hollywoodkulissen für den Goldrausch am Klondike. Niedrige Häuser, einige steinalt, eine Kathedrale in der Mitte. Sehr beschaulich und sehr ruhig. Erstaunlich, wie wild die Uruguayos in der Nacht sind: Vor unserem Fenster ging es hoch her, entsprechend häufig sind wir aufgewacht. 
Aber wir nehmen hier Abschied vom Rio Negro und machen uns wieder auf den Weg nach Argentinien. Vor der Brücke über den Rio Uruguay geht’s zum Zoll. Alles wie gehabt: ein Zöllner zuständig für Uruguay, der Nachbar, mit dem der Fernseher samt laufendem Fußballspiel geteilt wird, für Argentinien. Nach einer halben Stunde sind wir wieder eingemeindet – alles gut. Juan Carlos wird wegen seines Geburtsortes nochmals schief angesehen und gewarnt, solche Reise – ein Tag raus, Auto ausführen, Auto wieder einführen – nicht zu häufig zu unternehmen, sonst würde man irgendwann das Auto einziehen. So soll vermieden werden, dass Argentinier die hohen Einfuhrzölle auf Pkws hinterziehen. Aber davon kann ja bei uns wirklich keine Rede sein. Der Zöllner hat uns wieder lieb.
Vorbei an vielen, vielen Rindern, Störchen, Nutrias (tot oder lebendig) nehmen wir Kurs auf den Rio Parana und Zarate. 
Wir wollen in einem gottverlassenen Kaff Richtung Rosario etwas essen, das Dorf ist allerdings so verlassen, dass es absolut nichts gibt. 
Also über einen wilden, wilden Feldweg 15 Kilometer in den nächsten Ort, der touristisch von und für Porteños, also Leuten aus Buenos Aires, schwer erschlossen ist. Auf der Plaza reihen sich die schicken Restaurants aneinander, aber im ersten wird alles mit Nein verkauft: keine Tomaten, keine Zwiebeln, keine Chorizos – keine Klitzings. Im nächsten Laden ist zwar die warme Küche eigentlich auch geschlossen, aber für Milanesas und Salat reicht es – uns auch. Wir müssen zurück in die Capital und ahnen bereits, was uns blüht. Natürlich werden wir auch nicht enttäuscht: die 8, ein Teil der Panamericana, ist so voll, wie man in Europa kaum eine Autobahn findet. Eine Besonderheit: Unzählige Menschen, Familien und Freunde, säumen mit Picknicks die stinkende Autobahn und gucken zu, wie wir schleichen. dabei wird gegessen und getrunken, Drachen steigen, Fussbälle fliegen – wohlgemerkt nur ein paar Meter von der sechsspurigen Autobahn entfernt. Wir schleichen vorwärts und sind froh, nach einem Tankstop in der Stadt ganz in der Nähe unserer Hütte einen Parkplatz zu finden. Ana fährt nach Hause, wir fallen ermattet aufs Sofa. War ein toller Ausflug, aber mit fast 800 Kilometern auch ziemlich üppig.
Aber das ist ja alles nur der Anfang. Wir werden nirgendwo im Land so viel Verkehr wie in und um die Hauptstadt haben, werden noch viel, viel Fauna und Flora sehen. Und wir freuen uns darauf wie verrückt.
In der nächsten Woche liegen noch ein paar Erledigungen an. Wir hoffen, dass Auch die Bankkarte eintrudelt, damit wir endlich loskönnen.

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