Irgendwie gelingt es uns ständig, auch auf kurzen Strecken stundenlang unterwegs zu sein. Immer gibt es irgendwas zu sehen, irgendwo zu bremsen, noch mal kurz hinzugucken. Für die knapp 40 Kilometer von Trieste in Italien nach Piran in Slowenien brauchen wir auch wieder fast zwei Stunden. Piran, das ehemalige Fischerdörfchen, darf mit Autos nicht befahren werden. Ähnlich wie in Venedig muss man die Karre vorher auf einem Parkplatz stehenlassen, dann mit einem Shuttle Bus oder zu Fuß in den Ort gelangen.
Die Sonne scheint, wir haben ungefähr 19 Grad, also gehen wir zu Fuß. Wieder einmal ein Ort wie aus dem Bilderbuch, von dem wir uns nicht vorstellen mögen, wie er wohl in der Hauptsaison überlaufen sein wird. Wir trödeln an der Hafenkante entlang, legen den Kopf in den Nacken, um Turm und Kirche auf dem Hügel über uns zu begutachten und beschließen, diesen Weg mal auszulassen. Aber schon sind wir wieder drauf… Wir wollten es wirklich ganz gemütlich angehen lassen, aber sind wie die Gemsen unterwegs. Oben gibt es ein Minimuseum über dem Mausoleum zu sehen, vor allem aber die Kirche, die wirklich schön ist. Und dann der Blick! Unter uns die Dächer und das Meer, das allein war den Aufstieg wert.
Der Abstieg ist dann wieder des Orthopäden große Freud‘: Die Knie quietschen auf dem holprigen Steinboden. Aber natürlich kommen wir wieder einmal unten im Hafen an, trinken einen caffè lungho im ersten Haus am Platze und erfreuen uns am Panorama, Sonnenanbeter inklusive.
Zurück zum Parkplatz bergauf gibt es einen Shuttle, den wir auch nehmen, damit wir nicht schon vor Mittag fix und fertig sind.
An der slowenisch-kroatischen Grenze bellt uns ein Zöllner an: Documenti, Schengen. Ja, was denn nun? Wir weisen uns aus und dürfen weiterfahren…
Der nächste Stop ist Porec. Hübsch, aber im Moment eine große Baustelle. Das ist noch nicht der Ort, an dem wir bleiben wollen. Wir fahren von hier mehr oder weniger direkt nach Pula – huch, fürchterlich. Eine große Stadt, die uns nichts sagt. Sie wird auch durch gelassenes Herumgondeln nicht besser.
Wohin denn nun mal?
Unsere Adac-Karte ist voll des Lobes von Rabic. Na gut, gehen wir mal gucken. Es geht wieder über das, was unsere selige Birke immer Terpentinen genannt hat, also via Serpentinen durch eine sehr attraktive Berglandschaft. Nö, Fotos gibt es davon nicht, weil mein Akku leer war und der Ersatzakku…Naja, sei’s drum…
Wir kommen via Labin in Rabic an und parken quasi gegenüber von einem Hotel, das sehr ordentlich aussieht. Das mag daran liegen, dass es geschlossen ist. Wir befinden uns in einer Zwischensaison, also muss man gucken, was man kriegt.
Wir fragen in einem ömmeligen Haus nach, aber da wollen sie 110 Euro fürs Zimmer, die wollen wir nicht geben. Im nächsten Haus sind sie noch irrer, rechnen uns kurz über 80 Euro mit gewagten Rechnungsschritten aus, um dann zu verkünden, dass das natürlich nur für eine Person sei. Man müsse das mal zwei nehmen. Nehmen wir nicht.
In der Hafenregion haben wir ein etwas schwammig wirkendes Hotel namens Miramare gesehen. Soll es das sein? Irgendwie erschleichen wir uns wieder irgendwo einen Internetzugang und finden auf booking das Hotel Miramar. 3 Sterne, 67 Euro. Mit Halbpension! Hat natürlich nichts mit dem Hafenhaus zu tun, sondern ist eher modern. Wir sind mittlerweile so fertig, dass wir einfach nur ein Zimmer wollen.
Also fahren wir vorm Miramar vor, diskutieren lustlos mit der Lady an der Rezeption, die 77 für die Bude haben will, gewinnen, als sie endlich den booking-Preis akzeptiert. Ich habe nur gesagt, dass ich das auch gern vor ihren Augen buchen würde… Ja, ja, ein bisschen genervt.
Das Zimmer ist ok, wir haben einen echten Meerblick. Und erstaunlicherweise lauter deutsche Sender im Fernsehen. Damit hätten wir nun überhaupt nicht gerechnet. Ob wir Vergleichbares zur EM finden werden? Wo wir da wohl sein werden?
Weil wir seit unserem frühen Frühstück in Trieste nichts mehr gegessen haben, nehmen wir eilig die Halbpension wahr und stürzen ans Buffet. Salate, Fisch, Fleisch, Süsskram, erstaunlich gute Qualität, zu der wir einen Chardonnay köpfen.
Nach dem recht üppigen Mahl machen wir uns auf den Weg zur Hafenkante, um dort einen Kaffee zu trinken. Eigentlich ist das alles hier noch mausetot, was uns allerdings wesentlich besser gefällt, als Ballermann-Parties in der Hochsaison.
In einer Bar trinken wir zum Kaffee einen Honigschnaps, gucken den tollen Sternenhimmel an und laufen wieder bergauf zurück ins Hotel. Buenas noches…