Von Perugia in die Toskana

Das Granhotel in Assisi muss man einfach mal vergessen. Naja, die Tiefgarage war ok. Das Buffetdinner gestern Abend war geschmacklich gar nicht so schlecht, nur hätte man sich mal darum kümmern müssen, dass die Saucen warm bleiben, nicht anziehen, mal was nachgelegt wird oder auch nur aufgeräumt. Stattdessen gockelt ein Sommelier um die Tische und plustert sich wichtig auf. Nun denn, also nach dem Dinner einen Averna in der Bar. Aber wo ist die Personalperson? Ach so, mit dem Smartphone auf dem Klo… Ein Absacker und Schluss für heute.
Geschlafen haben wir eigentlich ganz gut. Dazu trug bei, dass das wifi nur funktionierte, wann es wollte.
Aber heute ist ein neuer Tag, alles wird schön. Davon haben die Frühstückseier allerdings nichts mitbekommen. Igitt. Rühreier aus der Tüte.
Es reicht, wir checken aus und machen uns auf den Weg nach Perugia. Wie das schon klingt… Wunderbar und geprägt von drei Jahrtausenden Geschichte.

Die Hauptstadt Umbriens wartet sicher nur auf uns. Da muss sie sich allerdings ein bisschen gedulden. Denn innerhalb der Stadt verfranzen wir uns so fürchterlich, dass es einige Zeit dauert, bis wir endlich auf dem Parkplatz stehen. Die wunderbarste aller Natzilien hat heute früh noch mal daran erinnert, dass man doch bitte mit den Rolltreppen den steilen Weg in die historische Altstadt hochfahren möge.
Natürlich! Wie in Hongkong! Nur leider: Seit gestern (!) sind die ebenso praktischen wie umweltfreundlichen Verkehrsmittel erst einmal außer Betrieb. Wir verwerfen den Gedanken, sofort auf dem Absatz kehrtzumachen, relativ hurtig. Und machen uns auf den steilen, fiesen, kniemordenden Weg nach oben…
Irgendwie ist Perugia gegen uns. Der Duomo ist geschlossen, das Archäologische Museum auch. Natürlich können wir die wunderbaren Palazzi aus vielen vergangenen Jahrhunderten sehen, bestaunen in einem Kirchlein ein Fresko von Raffaello (!) und das etruskische Tor. Mit jedem Stein begegnen uns hier 3000 Jahre Geschichte. Da sich das mit italienischer Lebensart paart, ist eine gewisse Leichtigkeit überall zu spüren. Das hat aber auch sicherlich mit den vielen jungen Leuten zu tun, die die Stadt bevölkern. Neben einer der ältesten Universitäten Europas gibt es hier eine Uni für Ausländer. Insgesamt rund 20 000 Atudenten bevölkern die 150000-Einwohner-Stadt.
Wir laufen von A nach B, von Palazzo zu Basilika, genießen Ausblicke und Einblicke. Aber das Geklettere geht wirklich auf die Knochen. Letztlich beschließen wir, den äußeren Bogen ganz um die Stadt herum zu gehen, um die enormen Steigerungen zu vermeiden: Wir laufen Kilometer um Kilometer, um endlich wieder auf dem Parkplatz zu landen. Und wir sind fix und fertig.
Abzuhauen aus Perugia ist der nächste Plan. Wir suchen uns eine winzige Straße, aber Uschi findet es toll, noch mal durch das Gassengewirr der uralten Stadt zu kurven. Ok, machen wir…
Aber irgendwann sind wir wirklich wieder raus aus der Stadt und direkt am Trasimenischen See inmitten eines gewachsenen Camperidylls. Ja. Gut für einen Kaffee und ein Mineralwasser, aber danach müssen wir dringend wieder los.
Eines muss man mal festhalten: In keinem der ehemaligen Ostblockstrassen gibt es so schlechte Straßen, wie sie hier in Italien Standard sind. Teilweise unterirdisch! Mannomann! Aber wir finden trotz holpriger Wege das mittelalterliche Cortona, nachdem wir die Provinzgrenzen zwischen Umbrien und der Toskana irgendwo hoch am Berg überschritten haben.
Allerdings gucken wir uns die Stadt heute nicht mehr an, sondern steuern – booking.com… – das Etablissement Il Melone an. Vier Sterne, heute zum Schnäppchenpreis von 49 Euro. Nicht einmal der nette Mensch an der Rezeption kann diesen niedrigen Preis fassen. Aber ich zeige ihm ein Foto des Angebots – und schon wohnen wir in einem historischen Haus mit angeschlossenem Restaurant, Kabelfernsehen mit RTL und vox in einem traumschönen Park, wie er toskanischer kaum sein kann.
Wow! Gegen halb neun sitzen wir im Restaurant und haben einfach nur noch Lust auf Genuss. Juan bestellt Gnocchi mit schwarzen Trüffeln, danach ein Schweinefilet mit Rosmarinkartoffeln. Ich entscheide mich für hausgemachte Pasta mit Sugo, danach ein Kalbskotelett vom Grill. Alles hervorragend! Auch der Chianti aus der Gegend, der Espresso und der anschließende Averna sind einfach umwerfend. Der Tag war eigentlich doof, aber davon ist nun nichts mehr übrig geblieben. Wir sind fröhlich, beeindruckt und natürlich pappsatt. Was für ein Genuss!
Ach ja: sogar das wifi funktioniert (meistens). Meine süße Ana war schon wieder im fernen Buenos Aires in Sorge, weil wir (auf dem Schiff) mal ein paar Stunden offline waren. Aber nun hat sie und via whatsapp und Mail wieder im Griff. Amiga, wir gehen nicht so leicht verloren! 

2 Kommentare zu „Von Perugia in die Toskana“

  1. Ach wie schön Cortona! Berühmt durch das Buch und den Film mit Diane Lane “ Under the Tuscan Sun“. Das dazu gehörige Kochbuch ist übrigens auch sehr gut und liesst sich dazu auch geniesserisch. Wir waren letztes Jahr da und würden gerne nochmals hinfahren. Wir genossen da überirdisches Gelato und eine Torta della Nonna, die wohlige Erinnerungen in meinen Geschmacksknospen auslöst.

    Viel Freude weiterhin
    Karin

    1. Es ist wirklich ein Traum hier! Wir wohnen irgendwo in den Bergen – unwirklich schön! Tolle Zimmer, gute Küche, hervorragende Stimmung. Ich freu mich immer, von Dir zu hören! Liebe Grüße Bigit

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen