New York ist nicht Amerika und Las Vegas ist nicht von dieser Welt. Als wir uns gegen zwölf endlich aufrappeln, um irgendwo auswärts zu frühstücken, rufe ich der Lady an der Rezeption ein fröhliches „Good morning“ zu, korrigiere mich aber schnell. Sie winkt ab: „In Las Vegas gibt es keine festgelegten Zeiten.“ Eben. Nicht von dieser Welt.
Wir fragen nach einem Ort, an dem wir noch frühstücken können und sie empfiehlt ein Restaurant links von uns, alternativ natürlich das Casino des Silverston. Den ersten Laden finden wir nicht auf Anhieb, aber in einem riesigen Outfitter-Geschäft hilft man uns mit der richtigen Richtung weiter. Sicherheitshalber frage ich noch mal: „Auf der anderen Seite des Highways?“ Sie guckt ein bisschen irritiert: „Nein, nein, dort drüben. Wir teilen uns einen Parkplatz.“ Der wiederum ist dreimal so gross wie der von IKEA in Hamburg- Schnelsen. Vielleicht auch vier- oder fünfmal.
Trotz der 42 Grad machen wir uns auf den Weg. Die Wartezeit auf einen Tisch beträgt ungefähr 45 bis 60 Minuten. Man könne aber auf der Terrasse warten. Die wiederum wird mit Wasser bekühlt. Wir haben trotzdem keine Lust und gehen zurück ins Silverston Casino, um ein Taxi zu schnappen. Es ist unglaublich, wie gross dieser Laden ist! Wir verlaufen uns mehrfach, stolpern über Kinder, die heutzutage mit ins Casino gebracht werden dürfen, und über einen Pudel, der den Trubel hier in einer rosa Kinderkarre schlafend übersteht…
Nach mehreren Nachfragen stehen wir endlich vor dem Casino, der Valet-Mensch bestellt ein Taxi, auf das wir in der glühenden Hitze zehn Minuten warten. Auf der Fahrt zum Flughafen gibt der Taxifahrer uns den Kontakt zu einem Automechaniker, dem man wirklich vertrauen könne. Danke!
Am Airport stehen wir in der Halle, die sich ausschliesslich Autovermieter teilen. Sie ist ungefähr so gross wie die Abflughalle in Hamburg. Bei advantage car, die wir vor drei Stunden über billiger-auto angemorst haben, gibt man uns einen kleinen, schneeweissen Chevy, der sogar eine rückwärtige Kamera hat.
Unser erster Weg führt uns zum nächstgelegenen Walmart, also fast zehn Kilometer weiter… Wir kennen uns bei denen inzwischen gut aus. Wenn wir etwas nicht auf Anhieb finden, muss auf der Stelle ein Mitarbeiter helfen. Mit gefühlten dreissig Tüten machen wir ins auf den Weg nach Hause.
Was für ein Glück wir mit unserer Bude haben: Sehr geräumig, bestens ausgestattet und via Klimaanlage jederzeit auf erträgliche Temperaturen zu trimmen.
Wir verbringen etwas Zeit mit KLM, die höchst hilfsbereit sind, und buchen unsere Flüge nach Hause auf den 15.8. um. So ist es nun mal. Bevor wir den gesamten Resttag vertrödeln, fahren wir gegen acht auf den Strip.
Ja, haben wir sie denn nicht mehr alle? An einem Sonnabend abends nach downtown Las Vegas? Mit dem Auto? Es gibt zwar für 7 Dollar zwei Stunden einen Parkplatz im MGM, aber… Es ist ganz einfach die Hölle los. Die Menschen schieben sich über die Boulevards. Das liegt weniger daran, dass David Copperfield hier im MGM den Live act gibt, sondern vielmehr daran, dass offenbar ganz Amerika und der Rest der Welt mit grossem chinesischen Anteil nach Las Vegas gereist sind.
Unter die Touristen aus Omaha, Nebraska und Boise, Illinois mischen sich viele, viele Damen, deren Vorbild offenbar Mariah Carey ist – so, wie sie sich in ihre extrem kurzen Minis mit hochgetrimmtem, nachgeahmten Superbusen quetschen. Unter die Touristinnen mischen sich hier ausgesprochen viele, äh, Dämchen (Nutten ist wahrscheinlich politisch nicht korrekt). Auch wenn wir es nicht lange auf dem Strip aufhalten – hier gibt es nichts, was es nicht gibt. Nichts!
Völlig erschöpft von so viel Mensch verkriechen wir uns wieder in unser Apartment. Juan kocht, ich schlafe fast. Ein langer, heisser Tag. Die Hitze ist wie ein überdimensionaler Fön, der einem direkt ins Gesicht bläst. Nichts für Feiglinge…