Wir sind auf einen ganz, ganz ruhigen Tag eingestellt: Es regnet, Sicht durch Nebel bei 20 Metern, graue Suppe. Also ein gemütliches Frühstück zuhause, bisschen lesen, aus dem Fenster gucken, nichts tun.
Gegen Mittag klart es erst auf, dann kommt sogar die Sonne durch: Jetzt oder nie! Also machen wir uns zu Fuss bei 17 Grad auf den Weg in die Altstadt. Die Wolken sind zwar bedrohlich dunkel, aber es bleibt trocken. Wir stellen sofort fest, dass es voller in Lagos geworden ist: die Weihnachtsgäste trudeln langsam ein.
Auf der Hauptstrasse (die zum Fluss parallel laufende Strasse auf der Altstadtseite) drückt uns ein junger Mann einen Restaurant-Flyer in die Hand und erklärt in vorzüglichem Englisch, dass der Laden sowohl Weihnachten als auch Silvester geöffnet sein wird. Das Weihnachtsmenü sieht Gänsebraten vor, das für die letzte Nacht des Jahres ein „all you can eat & drink“ Buffett (95€ pro Person). Ich frage den Bengel, ob er Inder sei, nein, aus Nepal. Und wir? Bei Deutschland lächelt er entzückend und berichtet in fast akzentfreiem Deutsch, dass er drei Jahre in Bochum gelebt habe. Katmandu, Bochum, Lagos – Lebenswege! Wir wünschen und gegenseitig „merry christmas“ und gehen weiter. An der nächsten Ecke versucht uns ein Sikh in den Tandoori-Laden zu locken. Heute nicht.
Ein Regenbogen über dem Hafen rundet unseren heutigen Stadtbesuch ab. Da das Meer ziemlich bewegt ist, wollen wir noch mal zur Surfbucht hinter Burgau. Also hurtig mit dem Bus nach Hause und mit dem Auto nach einem Tankstopp (1,56/l) nach Westen. Es ist zum Piepen, wieviele Surfmobile besonders aus Deutschland hier stehen: Oldesloe, Oldenburg, Hamburg, Köln, Bochum, Solingen, Garmisch, München… Dazu natürlich Holländer, Briten, Franzosen, Spanier, sogar ein paar Portugiesen… Nur auf dem Wasser ist niemand. Die Wellen sind offenbar zu kurz.
Ganz gemütlich fahren wir die paar-und-zwanzig Kilometer zuück nach Lagos, gucken über dem Antonio noch mal aufs Meer und werden mitten im schicken Wohnviertel fast von einer Ziegenherde umgerannt, in die sich auch noch ein paar Schafe gemischt haben.
Zuhause sehen wir bei einem Port zu, wie die Sonne im Meer versinkt. Juan freut sich auf den Abend: Ab 19 Uhr Ortszeit spielt LaLiga – Barcelona gegen Real Madrid. Entweder gelingt es, das Spiel auf unserem Riesenfernseher zu sehen, oder wir gehen zur Waliserin ins „Pinguim“. Dass es da übertragen wird, habe ich heute mittag kurz erfragt. Aber ein Wunder geschieht: Wir gucken die Partie zuhause, natürlich mit portugiesischem Kommentar.