Der Abschied vom Ozean wird uns nicht leicht gemacht. Die Sonne scheint in St. Jean de Luz morgens kurz vor neun, wir trödeln noch ein bisschen bei Croissant und Américano.
Und los geht’s. Wir lassen Biarritz und Bayonne links liegen (Letzteres, obwohl eine Urgrossmutter von Juan hierher kam) und machen uns über die Landstrasse auf den Weg nach Nordwesten. Périgueux ist das Ziel, und da ein bestimmtes Restaurant, dessen Karte uns überzeugt hat.
Irgendwo auf dem Weg bremsen wir an einer Boulangerie, weil ein Kaffee gut wäre. Am Sonntag ist fast alles zu, Bäckereien fast alle geöffnet. Wir schnacken kurz mit einem Iren, der mit seiner Harley von Dublin nach Cherbourg übergesetzt hat. Sein Ziel ist Portugal, in zwei Wochen muss er wieder zuhause sein.
An diesem Pfingstsonntag sind viele Biker unterwegs. Das Wetter ist traumhaft, die Strassen ziemlich gut. Und die Landschaft wunderschön. Erst Pinienwälder, dann Weizen, gesäumt von blühendem Mohn, bevor wir in die Weingebiete kommen. Die Ausläufer von Bordeaux, die Weinberge von Bergerac. Cyranos Heimat umfahren wir elegant, gucken kurz auf einem Golfplatz vorbei, sind aber ziemlich zielstrebig nach Périgueux unterwegs.
Unserer Uschi, dem Navi, ohne das wir uns längst gegenseitig den Hals umgedreht hätten, haben wir die Adresse des Restaurants genannt. Wir wollen kurz vorbeischauen und einen Tisch für heute abend klarmachen. Nicht ganz so einfach, denn der Laden liegt hinter der Kathedrale in einer Fussgängerzone. Parken also und weiter zu Fuss – das kennen wir ja.
Ist es denn zu fassen? Das Restaurant öffnet erst an 13.6., also nach Pfingsten, wieder. Die repräsentieren Périgueux auf irgendeiner Messe im Norden. Bestimmt bei den Sch’tis! Mist! Aber es nützt ja alles nichts. Das Hotel, das wir uns ausgeguckt haben, ist auch nichts – es liegt am Ende der Welt. Gute Lage und bezahlbar: ein Ibis comfort mit perfekter Lage am Fluss, gewohnt gutem wifi, ohne Schnickschnack, aber zuverlässig in der Qualität. Das wird’s also. Wir checken ein und holen eine Sekunde Luft.
Wir sind für grosse Spaziergänge einfach zu erledigt, gucken natürlich trotzdem die beeindruckende Kathedrale von innen und aussen an, landen dann aber auch sofort „Chez Fred“. Ein von tripadvisor gelobter Laden direkt neben der Kirche. Wir bestellen Weisswein und eine Picada – Schinken, Käse und so. Die Preise lehnen sich schon wieder eher an Paris als an Porto an… Der Tisch, der uns fürs Abendessen versprochen ist, ist dann plötzlich doch nicht mehr zu haben. Dafür einer kurz neben dem Klo. Och, nö… Wir können prima muksch (norddt. für beleidigt) sein!
Das Problem, das nahezu alle anderen Restaurants sonntags geschlossen sind, lösen wir, indem wir im Restaurant unseres 3-Sterne-Ibis essen. Confit de canard, foie gras en variation – das können die auch ganz prima. Gemütlich sitzen wir beim Weinchen auf der Terrasse, und morgen geht es wieder weiter… Die Kraft reicht heute gerade noch für die Glotze: Argentinien gegen Nicaragua live. Leo Messi hat gerade das erste Tor geschossen – alles wird gut.
P.S. Messi hat gerade das zweite Tor geschossen…