Rom – Besuch im Petersdom & Quartere Coppedè

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Diese 1,50–Euro-Tickets, mit denen man 100 Minuten durch ganz Rom fahren kann, sind vor allem dann toll, wenn man gerade mal keine Lust zu laufen hat.
So geht’s uns heute morgen. Wir schleppen uns die paar Meter in unsere Bar namens „Bar“, schlürfen einen Espresso zum Cornetto und bewundern das Grau des Himmels.
Dann machen wir uns auf den Weg in den Vatikan. Die Straßenbahn zur Piazza Venezia geht ja noch, aber der Bus zum Petersplatz ist so brechend voll, dass ich viel lieber zu Fuss gehen würde.
 
 
Den Gänsemarsch heben wir uns für die lange, lange Schlange auf, die uns in den Petersdom führen wird. Die 80-minütige Wartezeit verkürzen wir durch die Beobachtung all der Menschen um uns herum. Besonders angetan hat es und ein altes Paar, das die Schlange kreuzt und ganz selbstverständlich „danke“ sagt. Klar, das kennen sie ja aus dem Fernsehen: Was spricht denn wohl Commissario Brunetti? Genau! Deutsch!
 
 
Es ist kühl und wird noch frischer, als wir in der Sicherheitsschleuse die Jacken ausziehen müssen…
Aber dann stehen wir tatsächlich mitten in der Domkirche, die so groß ist, dass 60 000 Menschen hier gemeinsam eine Messe feiern können. Ein ungeheuer prunkvolles Vermächtnis der Renaissance-Fürsten, für die im 16. Jahrhundert nichts zu teuer war, um einen der Ihren zum Papst ausrufen zu lassen.
80 Minuten Wartezeit, 40 Minuten Verweilen in St. Petri. Die Schatzkammer schenken wir uns: zwar verbietet es das katholische Gesetz, Eintritt in eine Kirche zu nehmen, bei der Kammer schlagen sie dann aber mit 9 Euro zu… Wir gucken uns die Bilder der Schätze im Bookstore an und verweilen lieber einen Moment länger vor Michelangelos „Pietà“, bevor es uns auf den Petersplatz zurück treibt.
 
 
Nach so viel Frömmigkeit und Frohsinn haben wir vor allem mal Hunger.
Querab vom Vatikan im Stadtteil Prati finden wir eine Trattoria, die uns richtig gut gefällt. Die italienischen Signori sehen aus wie aus dem „Paten III“, aber zum Glück kommt niemand rein und nietet sie alle um…
Juan isst sehr rustikalen Hammel, ich ein bisschen Pasta al ragù, dazu gibt’s einen halben Liter Rotwein für 3 Euro. Günstig, gut und einfach gemütlich…
 
 
Der Wein hilft, die Renaissance zu verdrängen, denn wir wollen eine Zeitreise machen: In den Jugendstil.
Unser Ziel mit der Straßenbahn 3 liegt etwas außerhalb des Zentrums, nordwestlich der Villa Borghese und beginnt quasi an der Piazza Buenos Aires: das Quartere Coppedè.
Die einschlägigen Reiseführer unterschlagen dieses Jugendstil-Viertel, aber ich lese ja auch in den Aufzeichnungen beflissener Oberstudienräte a. D.: ein Architekt namens Gino Coppedè bekam um 1912 den Auftrag, auf 3 Hektar Land ein komplettes Viertel im – damals – neumodischen Stil zu erbauen. Das tat er zwischen 1915 und 1926. Die 27 Villen und 17 Plätze, die man durch ein imposantes Tor erreicht, galten lange als „die“ Adresse in Rom. Noch heute ist es eine teure Wohngegend, aber wir haben nur noch drei Botschaften entdecken können: Polen, Schweden und, äh, Republik Kongo…
Insgesamt braucht die Pracht unbedingt ein paar Eimer Farbe und Zement, sonst wird das auch künftig nix mit den Reiseführern…
Wir nehmen Bus und Bahn zurück nach Trastevere. Bisschen Pause, sonst sind wir auch bald so heruntergekommen wie das Quartere Coppedè…
 

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