Heute morgen hat es uns ein bisschen geschüttelt. Juan hat im Bett Zeitung gelesen, ich stand unter der Dusche, als das Haus ein paar Sekunden leicht schwankte. Ein unbedeutenderes Erdbeben. Niemand nimmt das hier zur Kenntnis. Ausser uns. So ganz wohl ist uns bei den Beben nicht. Juan findet dann auch noch eine Sismo-Seite, auf der genau festgehalten wird, wann was wie wo bebt. Ich bin eher für Ablenkung und Ignoranz, will mich ja auch nicht verrückt machen. Also mache ich Frühstück…
Der Pazifik tobt direkt vor der Tür dazu, die rote Fahne ist oben – Badeverbot. Das kümmert die 20, 30 Jungs und Mädchen am Strand überhaupt nicht. Sie wollen ja nicht baden, sondern surfen. Viele überfordern sich bei den Wellen, ein paar stehen schon mal ein paar Meter. Die Profis von der Surfschule haben ein scharfes Auge drauf…
Eigentlich hatten wir ja damit gerechnet, am Sonntag von Sonnen- und Meeranbetern überrannt zu werden. Doch das ist nicht so. Gut, das Wasser ist mit 15 Grad wirklich noch kein Lockmittel – ausser für Hartgesottene. Aber die Sonne und der Strand? Die Bucht ist groß und breit, ein paar Fischer sind zu sehen, sonst vielleicht alle 100 Meter mal ein Mensch. Manchmal auch vier oder fünf, dafür ist es dann die nächste Strecke völlig menschenleer. Wieder einmal stellen wir uns vor, was hier wohl im Sommer los ist. Und wieder einmal sind wir froh, dass wir zu einer untrubeligen Zeit hier sind.
Wir laufen zwei, drei Stündchen über Promenade und Strand, gucken den Pelikanen und Möwen zu, sehen noch ein paar Reste des Tsunamis, der vor einem Monat auf ein Erdbeben folgte. Es herrscht eine wunderbare Ruhe hier. Nur das Meer und wir.
Was wir tun? Nichts. Juan hat gerade ein Rugbyspiel im Fernsehen angesehen (das Argentinien gegen Australien verloren hat), ich aus dem Fenster das Meer.
Etwas später werden wir Federico zum Geburtstag gratulieren, noch später erfahren, wie die Prognose für die Wahl in Argentinien ausfällt. Ach ja, und wir müssen noch ein Apartment in Santiago klarmachen. Aber erst einmal geh ich wieder raus und gucke dem Meer zu.