Was Bondi Beach für Sydney, ist Kitselano für Vancouver, zumal auch noch beide Städte am Pazifik liegen. Aber Bondi hat weissen Sand, Brandung und Surfer, Kitselano Wiesen, ein riesiges Schwimmbad und jede Menge Grossschiffe in Sichtweite auf Reede.
Die Luft hier ist zum Zerschneiden, wir atmen lausig, aber machen es uns mit unseren Büchern auf einer Bank am Strand gemütlich. Vor, neben und hinter uns veranstalten grosse Familien, Singles, Paare und Kleingruppen Picknick. Die Menschen kommen aus der ganzen Welt, ebenso die Gerichte, die sie über den mitgebrachten Gasgrills schmoren. Da kein Windchen weht, duftet es bald nach einem asiatischen Foodcourt.
Nur wenige Kilometer entfernt tobt das Leben richtig: mehr als 600 000 Schaulustige beklatschen die Vancouver Pride Parade mit ihren Wagen und kunstvollen Kostümen. Kanada geht seit Jahren gut mit seiner schwulen Gesellschaft um, das wird mit Pride gefeiert. Abe wir meiden Menschenaufläufe, deshalb gucken wir uns das später in den Nachrichten an.
Obwohl die Sonne nicht durch die Rauchglocke brechen kann, spüren wir die Strahlung auf der Haut. Deshalb brechen wir irgendwann unsere Zelte ab, um im eleganten „Boathouse“ ein Käffchen mit Blick auf die Bucht zu trinken. Happy hour? Och, da kann man ja auch schon mal einen eiskalten Weisswein trinken. Dazu gibt es ein bisschen Fingerfood, darunter in Panko und Kokos gewendete und fritierte Garnelen – sehr gut! Weil’s auf der Terrasse, die in Hamburg vielleicht dem Cliff entspricht, so gemütlich ist, gibt es noch einen zweiten Chardonnay, bevor es irgendwann nach einem Doppelstopp nach Hause geht: Juan kauft Wein im Licquor Store, ich Brot und so im Supermarkt. Abends gibt es vielleicht noch eine Bemme, vielleicht auch nicht.
Wir sinken erschöpft auf unser weisses Zweisitzer-Sofa und gucken American Ninja Warrior. Ja, ja, wir sind auf gutem Weg, plemplem zu werden 🙂