State hopping

 

Zugegeben: Langsam, langsam sitzt uns das Herumreisen in den Knochen. Wir sind urlaubsreif! 11500 km und zwei Monate ständig on the road – das ist anstrengend.

Aber es vermiest uns keineswegs die Laune. Und hält uns auch nicht davon ab, mit offenem Mund Irrsinniges zu bestaunen. Heute, kurz vor elf, ist es das Yankee Doodle in Alpine, Wyoming. Weil Karen – eine Empfehlung unseres Wirts – mit ihrem Café hoffnungslos überfordert ist, hauen wir von dort ab und – ja. Yankee Doodle. Der ganze Laden wirkt fast wie ein Persiflage auf amerikanischen Patriotismus. Sogar den Klodeckel zieren stars & stripes… Ein Schild weist darauf hin, dass Hippies den Nebeneingang nehmen müssten, den es allerdings nicht gibt. Auf anderen wird für Waffen geworben, aktive Militärs essen hier umsonst und „If you can read this, it’s thanks to your teacher. If you can read this in English, it’s thanks to our army.“

Gut, gut. Wir sind sehr schnell wieder auf der Strasse. Und die führt uns nach Südwesten. 400 – oder 500? – Kilometer trennen uns von Salt Lake City, der Hauptstadt von Utah.

Unterwegs hoppen wir von Bundesstaat zu Bundesstaat: Wyoming – Idaho – Wyoming – Utah – Wyoming – Utah. Immer zwischen 1500 und 2200 Meter Höhe bei ständig zunehmenden Temperaturen. Die 24 Grad am Morgen waren ja noch sehr schnuckelig, aber je weiter die 30-Grad-Marke überschritten werden, umso dünner wird die Luft. Dazu ist es natürlich knochentrocken.

Die Klimaanlage von Rosie ist eher lala, aber wir haben ja die schönen Aussichten. Grosse Farmen und Ranches, Pferde, Rinder, erstaunlicherweise ein paar Lamas (gestern hatten wir ja sogar Kamele neben Tipis, s. Bild). Eingerahmt wird das Ganze von hohen Bergen, die sich mit weiten Prärien abwechseln. Dazwischen schlängelt sich der Bear River – sehr, sehr sehenswert.

Die Hitze ist natürlich nicht unproblematisch: Im Süden Utahs und in Teilen Kaliforniens brennt es bereits lichterloh, Tausende werden evakuiert und Löscharbeiten laufen rund um die Uhr. Ob wir beim Bryce Canyon vorbeigucken (können), ist zur Zeit noch völlig unklar.

Aber wir haben sowieso gerade genug, wollen nur heil und bald in Salt Lake City ankommen. Das letzte Stück über die Interstate 80 macht das nicht so leicht: Die fahren hier wie die Bekloppten. Insbesondere die Trucker haben nicht eine Tasse im Schrank… Aber mein Held bringt uns sicher auf den Parkplatz unserer Bleibe für die nächsten drei Nächte: das Extended Stay America hat viel Platz und eine Kitchenette, genau das richtige für unseren Unabhängigkeitsdrang, ausserdem spart das auch viele, viele Dollars. Hier wollen wir mal kurz Luft holen.

Kurz nach halb fünf sind wir auf der Bude, ein paar Minuten später bringt das Housekeeping Geschirr, Kaffeemaschine, Toaster, Töpfe – alles, was man in der Küche so braucht. Sie haben es sich hier zum Prinzip gemacht, all dieses nur auf Anfrage zu bringen, dafür aber ganz sauber und makellos. Gute Idee. Auch wenn auf Tripadvisor wieder einige heulen, dass es zwar eine Küche, aber kein Zubehör gibt: Wer lesen kann, ist hier klar im Vorteil. Man wird auf kleinen Flyern überall aufgefordert, alles von Küchenutensilien bis zusätzlichen Handtüchern einfach anzufordern. Und das klappt auch gut.

Wir kochen heute trotzdem nicht. Erst einmal erholen wir uns zwei Stunden von der Fahrt und der Hitze, dann googelt Juan, wo wir uns genau befinden. Dass die Innenstadt nicht weit entfernt ist, wissen wir natürlich. Aber nun geht es um die Nachbarschaft.

Sehr gut, ganz in der Nähe gibt es einen Panda-Express. Die Chinesen (…) hier sind dafür bekannt, frisch im Wok zu kochen, das haben wir auch schon probiert. Wir quälen uns aus dem Haus und sind schon bald wieder mit einer China-Tüte im Apartment. Dazu kaltes Bier, CNN und nichts mehr. Ausschlafen! Juhuuuuu! Morgen gucken wir mal ein bisschen Salt Lake City an, müssen auch eine neue Dachtasche für Rosie kaufen, weil das hochwertige Thule-Teil aus Schweden hoffnungslos lädiert ist. Ab zum Walmart, da gibt es soetwas. Aber nicht heute, heute machen wir NICHTS!

4 Kommentare zu „State hopping“

    1. Herzelein, hier kommst du aus dem Staunen kaum heraus,deshalb vergessen wir auch manchmal, Fotos zu machen. Ranches, riesige Pferdeherden, die wie Wildpferde leben. Wirklich grossartig. Natürlich Rinder, Einder, Rinder. Und Cowboys, die aussehen, wie Cowboys aussehen sollen. Und kaum besiedelt. Die Berge sind natürlich auch unbeschreiblich. Felsen in Farben, die man nicht mischen kann. Sehr, sehr toll. Und wenn man so eine Quatscheule ist wie ich, hört man natürlich überall die dollsten Geschichten. Jetzt sind wir in Salt Lake und gucken heute mal wieder eine Stadt und wahrscheinlich ein Museum (The Leonardo) an. Wenn’s nicht für alles zu heiss wird 🙂 Bussi!

  1. Ich fand SaltLakeCity grandios, auch wenn ich nur für einen Kongress da war. Hätte zugern auch all die Canyons besucht, hatte jedoch leider keine Zeit. Geniesst das dolce far niente….

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