Schöne Stadt Corrientes

Spontan haben wir uns dazu entschlossen, in der bemerkenswerten Stadt Corrientes oder Taragui (in der Sprache Guaraní) noch einen Tag zu bleiben. Nicht nur, weil uns das Hotel ganz gut gefällt oder wir von der luxuriösen Costanera am überwältigenden Rio Parana beeindruckt sind. Auch nicht nur wegen der zahlreichen Kolonialbauten, die es in dieser 300 000-Einwohner-Stadt in unterschiedlichstem Erhaltungsstatus gibt.
Sondern auch wegen hausfraulicher Pflichten (Ausfindigmachen und Aufsuchen eines Waschsalons) und vor allem: wegen Grauchen. Nein, nein, er murrt und muckt nicht. Aber wir müssen die Reifen mal genauer besichtigen lassen, weil die Strassenverhältnisse deutlicher rauer werden. 
Der erste Reifenladen will alle vier ersetzen, der zweite und dritte nur die Vorderräder. Die Preise sind hoch, höher, am höchsten. Wir sprechen auch noch mal direkt mit Nissan. Da wird nicht nur die Sicherung für einen der beiden Zigarettenanzünder kostenlos ersetzt, da bekommen wir auch einen handfesten Tipp: Weil die Hinterräder noch ziemlich gut sind, die Vorderräder etwas abgefahrener, sollten wir sie untereinander austauschen. Der Mechaniker ist sich sicher: die halten noch gut durch. Wir glauben ihm, fahren zu einer vertrauenerweckenden Dunlop-Werkstatt und bekommen einen Termin für kurz vor drei.
Inzwischen ist es richtig heiß geworden: 32,33 Grad bei stehender Luft. Wir essen ein Sandwich in einer Bar, in der die Anlage mit MTV im Fernsehen konkurriert. Dem Lärm wollen wir entkommen und uns ein Stündchen ausruhen. Klappt nicht. Im Hotel ist der Strom ausgefallen, ein Generator macht einen solchen Höllenradau, dass wir sehr rechtzeitig bei Dunlop erscheinen. 
Und bei inzwischen 35 Grad zusehen, wie Grauchen radlos herumsteht. Wird alles ausgewuchtet und wieder angebaut, danach macht der Juniorchef eine Probefahrt. Anschließend richtet er die Spur noch ein wenig aus, um dem Seniorchef die nächste Probefahrt zu überlassen. Wir braten derweil in der Hitze. Aber nachdem wir drei Enkelkinder, zwei Söhne und eine Tochter des Chefs kennengelernt haben, sind wir durchgeschwitzt und das Auto ist fertig. 600 Pesos meint der Sohn, 500 bekommt er, weil es so mit dem Senior abgesprochen war. Findet er auch gut.Vorsichtshalber machen wir auch noch eine kleine Fahrt. Juan will vor allem checken, ob die Kiste vibriert. Also übern großen Fluss nach Chaco, in die nächste Provinz. Der Name Corrientes (spanisch für Stromschnellen) kommt daher, dass das Ufer des Paraná an dieser Stelle an sieben Halbinseln Stromschnellen bildet. 

Kehrtwende kurze Zeit später: Wir bequatschen die toll-Leute, uns die 6 Pesos für den Hin- und 6 weitere für den Rückweg zu erlassen. Sie haben ein Einsehen mit den doofen Ausländern. 
Bei einer Polizeisperre hebt der Beamte schon mal die Hand, sieht das Kennzeichen und wandelt das Stopzeichen elegant in eine Weiterfahren-Handbewegung. Das gefällt uns vor allem deshalb, weil wir kein einziges Papier dabei haben. Alles ordentlich im Hotel im travelsafe an den Abfluss gekettet…
Dafür gefällt Juan, wie sich das Auto manövrieren lässt, das sofort wieder auf den Parkplatz kommt. Pause. Im Hotel gibt es immer noch keinen Strom, dafür ist aber der Generator ausgefallen und es herrscht Ruhe. Ein Stündchen später haben wir dann auch wieder Licht. Juan versucht unentwegt, andando wieder zum Laufen zu bringen. Ich bewundere ihn dabei,
lese und gehe kurz vor sieben noch mal vor die Tür, um die Wäsche abzuholen. Immer noch 25 Grad und entsetzlich schwül. Fürs Waschen und Trocknen – eine Maschinenfüllung – zahle ich 60 Pesos, bevor ich zurück ins Hotel wanke.
Eine Stunde später haben wir dann doch Hunger auf Gegrilltes. Die Parrilla Mirador Del Paraná wird uns empfohlen. Wir gehen ein Stück – es ist zu heiß. Mit einem halbwegs legalen Taxi fahren wir die Küstenstrasse mit ihrer breiten Promenade entlang. Hier ist das Leben! Jogger, Radfahrer, Spaziergänger. Immer wieder ein paar Wagen mit Fressalien und Getränken, dazu ein paar Stühlchen. Vorbei am eleganten Casino bremst unser Taxi vor dem Restaurant. Es ist viertel vor zehn, wir sind die einzigen Gäste. Kaum haben wir ein paar Chorizos, Salat und ein Asado bestellt, füllt sich der Laden. Ganz anders als in Brasilien (oder Deutschland) geht man hier mit Mann und Maus kaum vor zehn Uhr abends essen. Wir genießen die Brise vom Fluss, das Essen und den Malbec. Wir haben es schön, das kann man gar nicht oft genug betonen…

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