Zwei nationale Feiertage liegen hinter uns. Am 8. Mai wurde das Ende des 2. Weltkrieges gefeiert und gleichzeitig – wie an jedem Mittwoch – der grosse, kunterbunte Markt aufgebaut. Beides hat bei bestem Wetter Tausende in den Ort gezogen. Unser Auto steht und bleibt in der Tiefgarage: An solchen Tagen darf man seinen Parkplatz nicht aufgeben.
Am 9. Mai mit all seinen Schlagzeilen zum Champions League-Aus von Bayern München gegen Real Madrid wurde es kaum ruhiger im Ort: Himmelfahrt und ebenfalls ein nationaler Feiertag. Alle Cafés bis auf den letzten Platz besetzt, wunderbares Schaulaufen der Eitelkeiten.
Eines fällt wirklich auf: Wer nicht zu telefonieren hat, hat auch kein Smartphone vor Augen. Ganz, ganz selten mal einer, noch seltener werden Kinder damit ruhiggestellt. Die Franzosen reden miteinander, gucken sich an, wer flaniert, geniessen die Sonne und vielleicht einen kleinen Pastis. Trotz der Menschenfülle ist es dennoch nie sonderlich laut. Kinder planschen leise kichernd in den Wasserspielen, Boulespieler freuen sich mit einem Lächeln über ein guten Wurf. Eigentlich wollte ich ja das Derby in Hamburg verfolgen, aber was sich hier am Hafen abspielt, ist deutlich interessanter. Abends sehe ich dann die Bilder vom Hamburger Hafengeburtstag. Eine ganz andere Welt!
Heute haben wir mal eine Stadtrundfahrt geplant. Für einen Euro fährt die Linie Circuit 3 von der Michelline über den Bahnhof in den nördlichen Teil des Ortes und wieder zurück. Aber bevor wir das machen, steht der tägliche Markt auf dem Zettel. Juan hat sich ein Rezept von Martin Walker ausgeguckt (genau, der Schöpfer von Bruno Le Commissaire), also kaufen wir Kabeljau, Tomaten, Auberginen, Zucchini und Knoblauch, dazu einen grossen Strauss frischer Kräuter. Mitsamt dem Einkauf erholen wir uns bei der kleinen Stadtrundfahrt und entdecken tatsächlich noch Ecken, die uns neu sind.
Der Schreck trifft uns, als vom Bus aus der Hafen wieder zu sehen ist. Ein Kreuzfahrtschiff liegt vor unserem niedlichen Sanary auf Tagesreede, lädt in Beibooten Tonnen von Touristen ab, die Markt und Quai in Beschlag nehmen. Wie gut, dass wir das Krähennest haben. Frühstück auf der Terrasse, ein bisschen dies und das, gleissendes Sonnenlicht, vor dem wir uns mit einer Markise abschirmen. Wunderbar! Heute nachmittag rede ich ein Stündchen mit Hugo in Montreal, danach feiern wir den Tag bei einem Apéro vor einer gemütlichen Bar. Wie es uns geht? Im Ernst?