Wir hatten überlegt, nun endlich mal wieder in Rosie zu schlafen, aber es ist einfach zu heiss. Die grösste Hitzewelle seit 53 Jahren. Ist ja Ehrensache, dass wir die mitsurfen…
Heute ist Sonntag und jeder, der ein Auto vor der Tür hat, fährt ans Meer. Es ist höllisch voll auf allen Strassen, die Leute sind genervt und fahren wie gesenkt. Also beschliessen wir, gegen den Strom zu fahren. Nach San José, quasi ins Silicon Valley. Das Hotel liefert booking.com, heute mit 72 Rabatt für „nur“ 93 Dollar plus tax, versteht sich. Muss ja ein doller Turm sein. Nun ja. Ist nicht übel, aber auch nicht viel besser als die meisten Motels der vergangenen Monate. An der Rezeption flegelt sich ein arrogantes Jüngelchen rum – der wird es nie so weit bringen wie meine indischen Freunde.
Apropos Inder in der Hotellerie: Vor ein paar Tagen habe ich in Pismo Beach mal einen jungen Mann dazu befragt. Und er erzählte folgendes: In Indien sind 50 Prozent selbständig, die andere Hälfte arbeitet für sie, manchmal zu Sklavenbedingungen. Junge Menschen in Indien versuchen deshalb, möglichst ein Stipendium in den USA, GB oder Kanada zu bekommen – englischsprachig sollte das Land sein. Sobald sie es mit viel Arbeit erreicht haben, fangen sie neben dem Studium im neuen Land an zu arbeiten: „Du musst in der Lage sein, dich mit deinem Abschluss selbständig zu machen.“ In der Regel schuften sie fünf Jahre, gönnen sich nichts und legen jeden Penny auf die hohe Kante. Dann wird investiert, vorzugsweise in ein Unternehmen, in dem die ganze Familie mitarbeiten kann. Motels sind gut, weil man da zunächst auch ohne Sprache klarkommt. Die Familie wird importiert, die jüngeren Geschwister auf die Uni geschickt. Irgendwann ist das Geld für ein besseres Motel da, dann ein Hotel… „Aber die meisten von uns arbeiten auch noch in dem Job, für den sie studiert haben.“ In seinem Fall Elektronik. Wir verabschieden uns per Handschlag. Interessantes Gespräch!
Wir sind ein paar Meilen jeweils von Stanford und Cupertino entfernt, aber das mit diesem modernen Internet kriegen sie in unserem auf fein getrimmten Hotel kaum hin… Auch zu essen gibt es nix: der Coffeeshop schliesst um zwei, Bar & Restaurant öffnen um fünf. Time for a bemme…
Bevor wir morgen für drei Nächte in Navato quasi heimisch werden, müssen wir Vorräte auffüllen. In San Francisco haben wir jeden Winkel nach einer bezahlbaren Koje durchleuchtet – die sind verrückt. Inzwischen teuerste Stadt der USA, trauen sie sich, für einen Übernacht-Parkplatz nur fürs Auto knapp 60 Dollar zu nehmen. Morgens um neun muss der Platz wieder geräumt werden. Oder die Uhr wird neu aufgezogen. Gaga. Aber wir wollen natürlich mal wieder in die Stadt gucken, deshalb haben wir uns nördlich der Golden Gate bei San Rafael eingebucht; von dort aus machen wir einen Ausflug 🙂 Aber das ist ja erst ab morgen.
Heute San José. Und jetzt an den Pool? Nö, da springen ungezählte dickliche, kleine Mexikaner rum. Also Siesta, Käffchen, Prinzenrolle und Matt Damon, der als „Bourne“ wieder mal von allen Prügel bezieht.
Oder auch nicht: Ganz zufällig ist mir auf einer Fähre in Alaska das Erstlingswerk einer dänischen Autorin namens Lone Theils in die Hände gefallen: „Die Mädchen von der Englandfähre.“ Feiner Thriller von rororo mit wirklichen guten Plots. Nur schade, dass sich das so schnell wegliest.