Ich schlafe wirklich wie ein Stein: Weil es in der Nacht in unserer cabaña del parque klirrend kalt war, hat sich Juan an der Rezeption beschwert. Es kam jemand vorbei, die Herren haben gemeinsam die Klimaanlage besichtigt und probiert – und ich habe selig gepennt, ohne auch nur den Hauch einer Bewegung oder eines Gespräches wahrzunehmen. Erst morgens gegen vier wurde ich munterer – weil es eiskalt in der Bude war. Hier oben in Misiónes sind zwar die Tage meist heiß, aber zu dieser Jahreszeit die Nächte noch einstellig kalt.
Wenigstens funktionierte die Dusche in der Hütte, dazu ein Elektroheizgerät, das sich abmühte, den hohen Raum zu heizen. Dass das wifi auch nicht ging, nur am Rande… Das Frühstück passte dann bestens ins Gesamtkonzept: trockenes Brot, eine Art Hundekuchen, fertig. Auf Nachfrage gab es tatsächlich ein paar Medialunas und frischen Orangensaft. Wenigstens wärmte der Kaffee ein bisschen. Ich bin ganz stolz auf Juan, dass er an der Rezeption beim Check-our den Preis von 680 auf 550 Pesos gedrückt hat.
Vor allem sind wir froh, wieder auf der Straße zu sein. Und die führt uns heute in den Regenwald längs der brasilianischen Küste. Falls jemand (Croco, Croco, ruft’s aus dem Wald) mit Google Maps mitreist: Von Oberá auf der 103 nach Santa Rita, vorbei an viel Grün, Teefeldern, Holzbetrieben und Landwirtschaft. Dann auf die Ruta 2 Richtung Puerto Paraíso. Wieder ist es der Rio Uruguay, der uns fasziniert. Wunderbare Aussichten von gut eingerichteten Miradores, atemberaubende Einblicke in den dichten Dschungel. Tausende von Schmetterlingen begleiten uns, sobald der Dschungel beginnt. Unser Ziel ist der Parque Provincial Moconá. Dort sind wir besonders gespannt auf die Saltos, die Wasserfälle. Sie sind zwar flach, aber drei Kilometer lang. Eine weitere Besonderheit: Im Gegensatz zu den meisten anderen fallen diese aus fünf bis 15 Metern Höhe parallel in den Fluss, queren das Gewässer also nicht. Die Wasserfälle begrenzen den Fluss auf der argentischen Seite, undurchdringlicher Dschungel auf der brasilianischen. Wir sind gespannt!
Aber erst einmal genießen wir die Fahrt durch den Regenwald, die bei schlechtem Wetter gar nicht möglich wäre: Regen überschwemmt hier alles, dann werden die Zufahrten gesperrt. Heute ist an Regen nicht zu denken. Bei knallblauer Himmel und um die 25 Grad fahren wir in den Park ein. Juan zählt 15, ich 30 Pesos. Hier nehmen die mir die Argentinierin nicht ab, zumal unser Auto ja auch von weit, weit weg ist.
Per Handschlag werden wir im Informationszentrum begrüßt, dort werden die Wasserfälle erklärt. Vor allem aber erfahren wir, dass man die Fälle nur per Boot besichtigen kann. Eingelullt durch die tollen Aussichtsplattformen auf dem Weg in den Park haben wir angenommen, auch hier Ähnliches vorzufinden. Pustekuchen. 200 Pesos pro Nase kostet der Besuch der Fälle per Boot. Wir zahlen – was sonst? Über einen weiteren abenteuerlichen Weg geht’s mit Motorbremse an den Steg. Kurzfristig wird mir hier doch ein bisschen mulmig: der Rio Uruguay kocht geradezu mit seinen Strömungen und Stromschnellen. Mit uns wartet ein Paar aus der Provinz Buenos Aires auf die Fahrt. Sie ängstlich, er gibt den Macho, war schließlich schon mal Fischen… Tatsächlich ist die Fahrt im Schlauchboot ein wilder Ritt, den der Steuermann aber souverän meistert. Es schaukelt und schunkelt in allen möglichen Richtungen, dann kommen sie in Sicht: Die Wasserfälle, die noch ziemlich unbekannt sind, aber die touristisch nun erschlossen werden sollen. Wir sind also noch rechtzeitig hier. Spektakulär, was wir auf der nur 20minütigen Fahrt zu sehen bekommen. Schade, dass wir Gegenlicht haben, aber so ist es nun einmal. Mit guten Manövern bringt uns der Steuermann manchmal so nah an die Fälle, dass man sie fast mit den Händen greifen kann. Großartig! Ich beherzige die alte Seglerweisheit „immer eine Hand am Schiff“ und halte mich in der Wildwasser-Schleuder ein bisschen fest. Juan und ich freuen uns mal wieder wie verrückt, dass wir das hier zu sehen bekommen!
Nach der Bootstour schenken wir uns einen Wanderweg und hauen kurz nach vier wieder ab Richtung El Soberbio, das ist der nächste nennenswerte Ort, den wir schon auf der Herfahrt gesehen haben. Wir wollen auf dem Weg mal die Posada La Misión auf Übernachtungstauglichkeit prüfen. Sie liegt versteckt im Dschungel, macht keinen schlechten Eindruck. Aber 1800 Pesos? Auch nicht für die Halbpension. In unmittelbarer Nachbarschaft hat sich Don Charles drei Hütten gebaut. Eine davon beziehen wir für 650 Pesos. Sehr sauber das Ganze, Klimaanlage, Flachbildschirm, vernünftiges Bad, schlechtes wifi (Aber wo sind wir denn??? Mitten im Dschungel!) – und das Grauchen parkt direkt neben uns im Gras. Der dicke Don Charles – wie alles englischen Namen hier wird er genauso zweisilbig ausgesprochen, wie er geschrieben wird – steht in der Küche und bereitet eine Parrilla vor. Das lohnt, weil noch ein zweiter Bungalow von vier Leuten bezogen wurde. Weil der Don allein ist, gibt es erst gegen neun etwas zu essen.
Juan macht noch einen kleinen Spaziergang zum Fluss, ich sitze auf der Terrasse und tippe, die Sonne geht unter. So haben wir alle zu tun, bis das Fleisch gar ist und der Wein geöffnet wird.
Es ist schon sehr brasilianisch, wie das Essen serviert wird: Würtschen, Schwein, Hühnerbeine und Rind werden von langen Grillstangen direkt auf der Teller geschoben. Zu diesem Rodizio gibt es dreierlei Salate, einen angemachten Reissalat, Wasser und Wein. Mit 500 Pesos eher im mittleren Preisbereich, dafür hätten wir wahrscheinlich das Fünffache essen können.
Bin jetzt wieder auf Stand unter Zuhilfenahme eines geliehenen ipads in Rubi bei Oberstdorf. Danke für die tollen Berichte und Bilder – und für die Leitermänner. Gruß vom Natz
da bin ich aber froh! lass es krachen in Bayern 🙂
Sooo tolle fotos, sooo schöne stimmung, ich brauch jetzt sooofort nen caipi.
Gute weiterreise, passt schön auf euch auf. Besitos
Vorsichtshalber trinken wir schon mal einen Caipi auf Euch – falls du nicht fündig wirst. Tolle Reise, da hast du recht!!!!! besitos