Die spanische Küstenstadt Huelva werden wir schneller vergessen, als wir dort Zeit verbracht haben. Alles ganz nett, aber eben ein Ort, der von der Chemieindustrie, von der er lebt, geprägt ist. Wären nicht so viele fröhliche Studenten unterwegs, würde die Seele hier gut verkümmern können. Unsere aber nicht, denn kurz nach einem kleinen Frühstück schnappen wir das Auto aus der Garage, packen unsere sieben Sachen und sind auch schon unterwegs nach Portugal.
Wir wollen uns mal Monte Gordo angucken, ein aufstrebendes Strandbad an der Ostalgarve, das vor allem wegen seines grossartigen Strandes Chancen hat. Heisst es. Für den kurzen Weg über die Grenzautobahn und dann scharf links brauchen wir ungefähr eine Stunde, kommen also quasi zur selben Zeit an, zu der wir in Spanien losgefahren sind, denn hier schlagen die Uhren eine Stunde zurück, es ist in Portugal also eine Stunde früher.
Der Ort Vila Real, zu dem Monte Gordo gehört, ist ein weisses, unaufgeregtes portugiesisches Dorf am Fusses eines festungsbewehrten Hügels. Dass sich hier etwas tut, erkennt man leicht an einer Lidl-Filiale. Die lassen wir aber erst einmal links liegen und pirschen an den Strand.
Das „Dunamar“ ist ein Apartmentkomplex, fast der einzige, der direkt am Strand liegt. Das hatten wir uns vorher schon mal auf Google & Co. angesehen. Umgeben ist das Gebäude von Höherem, also einem enger bebautem Gebiet. Es ist weit entfernt von so Schrecklichem wie Torremolinos oder so, aber im Hochsommer dürfte die Hölle los sein. Das soll uns alles nich kümmern, wir wollen ja hier und jetzt gemütlich aufs Meer gucken.
Das Apartment, das wir uns zeigen lassen, ist extrem sauber, ordentlich, fast luxuriös, hat einen Balkon. Wollen wir das? Nachdem wir die Wohnung erst einmal angesehen haben, schauen wir uns vorsichtshalber noch einmal im Ort, der wenige hundert Meter entfernt offenbar sein Zentrum hat, um. Alles ganz hübsch und nett – ein guter Platz, um am Strand etwas Urlaub von der Reise zu machen. Wir brauchen ein Apartment mit Küchenzeile, weil wir seit Estepona noch Lebensmittel, darunter zwei Flaschen Weisswein, durch die Gegend juckeln. Ausserdem müssen wir was waschen. Und drittens haben wir keine Lust, in rasendem Tempo durch Portugal zu jagen. Also ja, wir wollen das! Nach kurzem check auf allen Portalen buchen wir vier Tage über booking – bester Preis und fast 25 Euro günstiger pro Nacht als direkt an der Rezeption.
Es ist noch früh am Tag, erst zwölf oder so. Eine gute Zeit, sich häuslich einzurichten. Zu unserem grossen Erstaunen gibt es auf dem kleinen Fernseher fast alle deutschen Sender; bisher hat es fast ausschliesslich RTL Österreich so tief in den Süden geschafft. Wir sehen mittags in der Tagesschau, dass sich Mrs. May offenbar dieser Tage von ihrem Premierminister-Job verabschieden wird. Sieht man dann.
Anschliessend lümmeln wir ein bisschen auf Poolliegen herum und hören neben Portugiesisch Französisch, Englisch, Deutsch und Flämisch, bevor wir uns aufraffen, an den Strand zu gehen. Und der ist wirklich sensationell! Breiter, feiner, weisser Sandstrand in einer grossen Bucht. Anders als vor allem in Asien ist der Strand hier topsauber – das hat uns auch in Südspanien fasziniert. Kein Fitzelchen Plastik, keine Flasche, nur Muscheln und Meer. Ganz toll: Wenn man keine Lust hat, im Sand zu marschieren, kann man das auf einer Art offenbar richtig langen Holzpromenade. Das sieht alles gut aus und wird morgen mal genauer unter die Lupe genommen. Erst einmal hauen wir uns einen Moment in den Sand und in die pralle Sonne, sehen aber zu, dass wir uns bei 28 Grad nicht gleich das Fell verbrennen.
Zurück in der Wohnung gibt es einen kleinen Imbiss – Avocado, Toast mit Schmierkäse, beides aus dem Mitgebrachtem – und ein Gläschen Weiswein, dann muss man sich ja mal ausruhen…
Zum Abendessen werden wir heute mal das Restaurant des „Dunamar“ testen – zu faul, um den Ort und dessen Gastronomie oder irgendetwas ausser Strand und Meer gleich zu erkunden…