Juan hat ein leichtes Halskratzen, meine Nase läuft – kein Wunder bei dem ständigen Wechselbad zwischen knallheiß draußen und eiskalt in allen klimatisierten Räumen. Eigentlich wollen wir es heute eher ruhig angehen lassen. Eigentlich … Aber nach dem Frühstück sind wir bereits wieder am Flussufer unterwegs in Richtung Yangshuo. Außer dem Li River gibt es hier noch ein, zwei interessante Flüsschen, von denen der Yulong der inspierendste sein soll. Bis dahin sind es so knapp 15 Kilometer. Mal sehen, wie weit wir kommen.
Wir sind lange vor Ankunft der Boote unterwegs, deshalb bietet sich auch ein völlig anderes Bild von Yangshuo. Man muss zunächst schon genau hingucken, um überhaupt Leute zu sehen. Das ändert sich, je näher wir zum Kern des Ortes vordringen, natürlich schnell. Es gibt so vieles zu sehen, zu entdecken, reinzuschnüffeln: Das, was wir bisher von China gesehen haben, begeistert uns sehr. In ein, zwei Jahren dürfte hier in Yangshuo auch der letzte Rest des Traditionellen verbaut sein. Überall wird ausgehoben, werden Fundamente gegossen, neue Häuser, vorzugsweise Hotels, errichtet. Vielleicht werden wir auch irgendwann ganz aus der Provinz Guanxi oder gar aus ganz China geworfen, weil wir auffällig geworden sind. Dadurch, dass wir immer auf der Jagd nach Männern auf Leitern sind. Das klingt – tjä, klingt eben, hat aber den Hintergrund, dass eine sehr, sehr liebe Freundin von uns Bilder von Kerlen auf Leitern sammelt. Aber mal ganz unabhängig davon: Wir sind uns einig, gerade noch rechtzeitig hier zu sein, bevor es durch die rasante touristische Entwicklung völlig unerträglich wird.
Und während wir so vor uns hinphilosophieren, setzen wir einen Fuss vor den anderen. Richtig abgekämpft kommen wir schließlich am Yulong an. Hier bietet sich eine ganz andere Inszenierung der Karstberge: auf dem ruhigen Flüsschen können Touristen auf Flößen durch die liebliche Landschaft gerudert werden. Natürlich tun die das auch schon wieder in Hundertschaften. Die meisten der Bötchen sind keineswegs aus Bambus, sondern aus bambusfarben angemaltem Kunststoff, aber die Gondeln von Venedig sind ja auch nicht mehr, was sie mal waren… Auf der Brücke kommt ein Chinese in Begleitung von drei Damen auf Juan zu, streckt die Hand aus, die der Meine auch schüttelt. Was will der uns denn wieder verkaufen? Nichts! Er möchte unbedingt Fotos mit uns machen. Überall werden Handys gezückt, wir stellen uns mit jeweils ein, zwei Familienmitgliedern vor der Bergkulisse auf und lassen uns fotografieren. Die Familie ist ganz glücklich und wir lachen auch. Zwar sind wir schon häufig aus den Augenwinkeln beobachtet worden oder Kinder haben bei unserem Anblick erschrocken die Augen aufgerissen, aber bisher hat sich noch niemand getraut, uns direkt anzusprechen 🙂 Leider sind wir im Moment zu bedröppelt, um selbst ein Foto von dem fröhlichen Szenario zu machen.
Dass es zwischendurch ein bisschen tröpfelt, tut der Faszination keinen Abbruch: echter Regen sieht anders aus. Natürlich haben wir uns auf dem weiten Weg darüber Gedanken gemacht, wie wir wieder zurückkommen. Zu Fuß? Dann hängen wir irgendwo tot übern Zaun. Vielleicht gibt es ein öffentliches Verkehrsmittel? Wirkt nicht so. Die Flöße sind auch kein geeignetes Transportmittel, dann schon eher die Vehikel, die ein bisschen an Tuktuks erinnern und die wir während des gesamten Weges immer wieder abwimmeln.
Schließlich landen wir im Yangshuo Retreat, einem feinen Hotel, in dem gerade die Unilever Ostasien tagt. Sofort sehe ich neben der Rezeption den Hinweis auf den kostenlosen Shuttle downtown. Natürlich ist der nicht wirklich für uns gedacht, aber man kann ja mal fragen. Klappt! Eine halbe Stunde später sitzen wir mit den echten Hotelgästen im Bus und werden mitten auf einer Kreuzung in der Innenstadt ausgesetzt. Nicht nur wir! Alle!
Inzwischen ist die berüchtigte West Street auch schon wieder von Menschen überflutet. Wir suchen uns eine Kneipe auf ein Sandwich und ein Bier und werfen gedanklich die Münze: die restlichen drei km zu Fuß? Oder knapp vier Euro investieren? Wir entscheiden und fürs Investment und damit fürs Taxi. Wie aus dem Wasser gezogen laufen wir wieder im Hotel ein. Platt. Juan inhaliert sein Halsspray, ich schniefe und überlege, ob ich den neuen Jo Nesbo „Police“, den ich hier im Hotel in der Bibliothek gegen meinen „Gelben Kaiser“ eingetauscht habe, anfange oder ein bisschen schreibe. 🙂
Caminando y caminando
YO BUSCABA LAS FOTOS CON LAS TRES CHINAS, PARA MI TAMBIEN ES EXOTICO JA…JA
MUCHOS BESOS PARA LOS DOS
Si las fotos las tienen ellos, nos olvidamos de sacar una nosotros. Ahora estoy al día con el blog, pero si me atraso en el futuro y ves sólo las fotos, volvé a mirar otra ves hasta que esté mi texto.
Como anda Fede y flia. De vacaciones? Me podes también sí quieres, mandar un Mail, siempre los leo.
Besos y abrazos
Uff, alles nachgelesen. 🙂 Wie schön, dass Ihr es so schön habt. Und gute Besserung der Schnupfnase und dem kratzenden Hals. Grüße aus dem wunderbar-sommerlichen Norden. Olschi