Kaum Mut zur Lücke

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Diesmal fällt es uns ein bisschen schwer, vom Urlaubs- auf den Reisemodus umzuschalten: Monte Gordo war eine echte Entdeckung und den Strand werden wir sicher vermissen.

 

Der erste Stop in Tavira ist entsprechend lau. Ganz nett hier, mehr nicht. Uschi, unsere Navifee, nervt entsetzlich mit all den Rotunden, auf die sie hinweist, trotzdem gehen wir nach Albufeira kurzentschlossen über die Dörfer und ins Inland. Grandiose Aussichten entschädigen uns für das wilde Gekurve.

 

In Albufeira haben wir das große Glück, uns so zu verfahren, dass wir im Schritttempo durch die Altstadt kriechen. Mehr muss man hier nicht sehen… Ein Stop am Sporthafen gibt uns den Rest. Bunt kopiertes Art deco und mies tätowiertes Touristenvolk. Die ganze Umgebung ist zugepflastert mit Apartments, viele Engländer hören wir auf den Straßen und auch dem Golfplatz, den wir mal besichtigen. Aber bei 30 Grad eine Runde? Nee, nee. Wenngleich nicht ganz so intensiv zugebaut wie Estepona in Spanien, hat man auch hier kaum Mut zur Lücke. Alles, das irgendeinen Blick hat, wir gnadenlos zugebaut.

 

Wir legen ein Stückchen Autobahn ein, aber Portimao schreckt uns schon aus der Ferne. Hochhäuser, Betonburgen – doof. Zudem hat die Feuerwehr kurz vor dem Ort schwer damit zu tun, einen Grossbrand in den Griff zu bekommen. Ein Grund mehr, aus dem eng bebauten Gebiet abzuhauen.

 

Wir beginnen, ein bisschen schmallippig zu werden, denn auch Lagos ist nicht doll. Luz, von liebsten Freunden als ganz niedlich  empfohlen, ist inzwischen eine einzige Baustelle mit halsbrecherischen Engpässen.

 

Was kann denn Sagres werden, der südwestlichste Punkt Europas? So mutlos wir sind, so fröhlich werden wir hier. Es weht zwar ein steifer Wind, aber die Besichtigung der Festung mit großer Runde zu Fuß am Rand der Klippen ist toll! Das Meer tobt bei diesem Sturm natürlich, aber diese Ausblicke!

 

Im Binnenland hatten wir mehr als 35 Grad, hier sind es nur noch 23 im Sturm. Es ist fast fünf, was machen wir also? Ordentlich durchgeschüttelt entschließen wir uns, hier irgendwo zu übernachten. booking.com empfiehlt unter anderen das „Don Tenorio“ für knapp 33 Euro inkl. Frühstück.

 

Was das wohl wieder ist? Eine echte Überraschung! Tolles, sehr großes und helles Zimmer mit Balkon und Blick auf den Pool. Die Gastgeber sind entzückend, empfehlen Restaurants und einen besonderen Platz für den Sonnenuntergang.

 

Bevor es endlich etwas zu essen gibt, sehen wir uns noch den Fischereihafen an: Wie aus dem Bilderbuch diese kleinen Boote vor dem Leuchtturm, der auch bei Sturm und Nebel in den kleinen Hafen weist. 

 

 

Danach testen wir das „Almazem“, ein sehr gemütliches Restaurant mit Fisch und Fleisch auf der Karte. Wir sind gegen sieben recht früh dran, aber der Laden füllt sich schnell. Sehr schön, sehr gutes Essen, feiner Hauswein, super Service. Rührend: Der Kellner weist uns darauf hin, dass morgen Ruhetag ist: „Wir sehen uns erst Mittwoch.“ Für dir Selbstverständlichkeit, mit der er das sagt, könnte man ihn knuddeln. Was wissen wir, wo wir übermorgen sein werden?

 

Wir schaffen es nach dem opulenten Dinner gerade noch rechtzeitig zum Sonnenuntergang die sechs Kilometer nordwärts ans Capo da São Vicente. Das Kap mit Leuchtturm ist nun offenbar der westlichste Punkt des europäischen Festlandes. Wir kommen ganz schön rum… Und sind von ganzem Herzen angetan: Was für ein schöner Abend nach all dem Rumgekurve an der Algarve!

 

 

 

 

 

 

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