Diese Reisetage sind immer ein bisschen nervenzerfetzend. Klamotten zusammenwerfen, auschecken, mőglichst nichts vergessen – wir kennen das.
Die Anfahrt zur Futian Railroad Station war puppeneinfach. Drei Stationen mit Gepäck, ein bisschen drängeln, alles zur Durchleuchtung, Pass gleich Ticket. Nun wirklich nix. Trotzdem sind wir froh, als der Zug endlich anrollt, um sich dann mit knapp űber 300 Stundenkilometern durch Reisfelder und Hochhaus-Siedlungen zu fressen.
Von Shenzhen trennen Guangzhou nur 163 Kilometer. Und Welten. Ist die eine eine nagelneue Stadt, die sich durch die Täler und Hőhen mäandert, ist die andere, das alte Kanton, eine gewachsene Stadt mit Jahrhunderte alten Traditionen. Davon ist zwar am Südbahnhof noch nichts zu spűren, dennoch fűhlt sich Guangzhou auf den ersten Atemzug anders an.
Wir wuchten unser Gepäck in die U-Bahnlinie 2 und steigen 13 Stationen und 40 Minuten später bei 26 Grad am Huanzhi Square schwitzend aus. Irgendwo hier muss unser Hotel sein. The Landmark Canton, direkt am Pearl River. Kaum zu űbersehen. Es ist eines der hőchsten Häuser in diesem Gebiet.
Der check-in verlaeuft erwartungsgemaess. Die sprechen ganz wenig Englisch, wir noch weniger Chinesisch, Zimmer im 19. Stcok. Offenbar haben sie die Etage kűrzlich renoviert. Neue Teppiche und Anstriche auf Fluren und Zimmern. Nur beim Bad ist offenbar die Kohle ausgegangen. Solide 80-er Jahre.
Nach kurzer Erholung gucken wir uns die Gegend ein bisschen an. Wir sind ganz nahe an der Altstadt, in die wir sofort eintauchen. Manchmal erinnert uns eine Ecke an die franzősische Konzession in Shanghai, manchmal fűrchten wir die sofortige Abrissbirne. Es gibt Geschäfte und Geschäftchen mit allem mőglichen. Eisenwaren, Gűrtel, Schuhe, Pullover. Die unbestreitbaren Helden sind die Verpacker. Im Leben haben wir nicht so viele Kartons gesehen wie in der Altstadt von Guangzhou.Wir sind bereits das dritte Mal in dieser Stadt, aber diese tolle Ecke ist uns ganz fremd.
Entsprechend durchforsten wir auch wieder Ecken und Winkel, bevor wir doof und langweilig etwas essen, um dann rűckwärts ins Bett zu fallen. Aber nur einen Moment, denn auf den Hochhäusern gegenűber zeigen sie eine sensationalle Lightshow mit richtig inszenierten Szenenbildern. Licht und Schatten – das kőnnen die Chinesen!