Manchmal muss man sich ja erst einmal berappeln, um festzustellen, wo man eigentlich ist. Früh morgens sind wir in Sagres, der südwestlichsten Kante des europäischen Kontinents. Wir frühstücken in unserem Hotel und freuen uns auf den Weg nach Norden. Es ist länger her, dass unser Kurs nordwärts ging. Aber nun…
Wenn man sich nun vorstellt, dass die einzige Strasse an der Küste Richtung Lissabon fein ausgebaut ist, muss man erst einmal wieder durchatmen. Das ist sie nicht. Eine putzige, gemütliche Küstenstrasse, von der aus man an die unterschiedlichsten Ecken, Strände und Klippen gelangt. Wir probieren viele dieser Stichstrassen. Mal landen wir an atemberaubenden Küsten, mal über übelste Schotterstrassen am Ende von nirgendwo. Juan hat einen besonderen Strand im Auge – wir finden ihn nicht, obwohl eine Schlange am Weg offenbar versucht, uns da weiterzuhelfen. Ich bin ein bisschen muksch, was aber auch nichts weiter bedeutet. Nicht alles, das wir in Patagonien oder Alaska mit Allradautos befahren haben, eignet sich meiner Meinung nach für den Benz. Da gehen unsere Meinungen ein bisschen auseinander…
Es scheppert und randaliert auf Schotterstrassen, aber manchmal werden wir belohnt: Surfcamps mit grandiosen Wellen und Menschen, Holzstege mit nichts als uns. Ganz zufällig treffen wir an der Küste auf ein Café, von dem aus wir Weisskopfstörche beobachten, die auf den schroffen Felsen nisten. Das gibt es in ganz Europa nur hier! Wir schmoren fasziniert in der Sonne, bevor es weiter nordwärts geht. Am Rand der Strasse, vorzugsweise auf Elektrizitätspfosten, finden wir weitere Störche. Nicht einen, Dutzende!
Irgendwo müssen wir über eine beeindruckende Brücke einen Fluss queren, dessen Name wir irgendwann mal googeln werden (er heißt Rio Mira). Wir haben die Algarve verlassen und befinden uns im Alentejo. Unser Ziel des Tages ist Porto Covo, ein ehemaliges Fischerdörfchen, das langsam zum Touristenort aufmuckt. Unser Standardzimmer im „Hotel Porto Covo“ wird upgegraded in ein Apartment – viel Platz für uns und Zeit, einen Moment durchzuatmen. Wieso sind wir schon wieder fix und fertig? Reisen ist, das muss man sagen, durchaus anstrengend!
Die Küste ist einfach wunderschön! Wir laufen durchs Örtchen, sehen uns den Leuchtturm an, trinken in einer Bar ein Bier für einen Euro und setzen uns danach in ein einfaches, gutes Restaurant. Das haben wir gut gemacht, denn bereits eine halbe Stunde später müssen die Leute mangels Platz weggeschickt werden. Nach einem opulenten Mahl und ordentlichem Weisswein laufen wir zurück in unser Hotel, bereit für den morgigen Tag, der uns durch Lissabon und weiter nördlich bringen soll.