Es hat den lieben langen Tag geregnet. Morgens werden wir am Hafen von Victoria allerdings davon wach, dass sich zwei Penner lautstark in die Haare kriegen. So ruhig die erste Nacht in unserem Winz-Wohnmobil auch war: Die beiden haben uns geweckt. Zum Glück – und mit wonderful porta potti – können wir weiterschlafen. Erst gegen neun kommen wir langsam in die Gänge. Zähneputzen mit Pellegrino – vornehm geht die Welt zugrunde -, Katzenwäsche mit feuchten Tüchern und das Victoria-Leben hat uns wieder.
Kleines Frühstück in einem traditionellen Kaffeehaus, dann Wandertag durch die Stadt. Wir lassen uns durch China town und andere Viertel treiben, geniessen die Eindrücke und maulen wegen des Regens. Im Public Market könnten wir uns durch alle Stände fressen, tun es aber nicht, sondern lassen sogar die atemberaubende porchetta links liegen und spazieren weiter. In der tourist information kaufen wir zwei Tagestickets für öffentliche Verkehrsmittel (gibt es dort für 4,50 pro Stüvk statt für 5 Dollar im Bus), langweilen wir uns durch Prospekte, während mein phone wieder etwas auflädt. In einem real canadian dollarstore habe ich für fünf Dollar ein Ladekabel und ein Plug-in gekauft, auf den Knien probiert und für gut befunden. Ein paar Ladeprozente später machen wir noch auf einen kurzen Kaffee im Hafen Halt in einer Bar, dann geht’s nach Hause.
Mittags ist alles so klamm, dass wir erst einmal eine Siesta brauchen. Bei Rosie gibt es Äpfelchen, ein bisschen Internet und den Plan, zwei Dinge in einem Canadian Tire zu tauschen. Hübscherweise gibt es dort auch gleich noch einen Marshall’s und einen Dollarama.
Die erste Busverbindung zur Mayfair Mall klappt prima, der Fahrer sagt rechtzeitig Bescheid und wir stehen wieder im Regen. Doof: Den Canadian Tire gibt es nicht mehr, wie mir ein Herr mit Goldzahn und gokdbeknopftem Clubjacket im rechtsgelenkten Silver Shadow versichert. Hm. Jemand anderes gibt uns die neue Adresse.
Aber erst einmal in die Mall. Wie? Kein Marshall’s? Ich habe mich in der Mall vertan. Jahaaa… Besonders entzückend bei dem Schweinewetter… Normalerweise würden wir die drei, vier Kilometer ja latschen, aber so? Der Bus fährt nur halbstündlich, weil hier jeder, wirklich jeder ein Auto hat, also quetschen wir uns mit zwei anderen auf ein Bänkchen im Unterstand. Neben mir sitzt ein riesiger Typ, der offenbar gerade von seiner Arbeit auf der Baustelle kommt. Er lässt mir den Vortritt im Bus und bekommt mit, wohin wir wollen. Der Busfahrer verspricht, uns das Stichwort Mall zu geben, was er auch wirklich tut. Aber auch der Hüne ist um uns besorgt und zeigt den genauen Weg nach dem Ausstieg. Wirklich, wirklich reizend!
Wir trödeln durch Sears und finden für 39,99 Dollar (mit Steuern knapp unter 30 Euro) ein Superangebot für Juans Levi’s 505 (Höre ich das leise Schluchzen eines Crocos?). Canadian tire ist der nächste Stop, denn dort wollen wir einen Minispaten und eine Grillzange aus Vancouver zurückgeben. Ich bewundere die Frau, die sich unserer annimmt, zutiefst! Spaten steht auf dem Zettel, das Grilldings nicht. Es gibt keinen Schritt, den sie unversucht lässt, um mir meine 14 Dollar dafür wiederzubeschaffen. Ich an ihrer Stelle hätte mit das Grillding längst über den Scheitel gezogen, aber Miss Natasha will einfach nur helfen. Klappt am Ende nicht, weil Canadian Tire diesen Blödsinn nie im Sortiment hatte. Wahrscheinlich haben wir’s im Home Depot gekauft. Mist!
Dafür macht aber um 17:30 die Mall zu. In Amerika??? Um 17:30? Gut, gut, Kanada ist nicht USA. Kein Marshall’s, dafür warten gefühlt stundenlang auf den Bus. Und wieder eine tolle Busfahrerin, die dowbtown fährt und uns sagt, wie wir von ihrer Haltestelle aus zu Fuss nach Hause kommen. Im Bus fällt uns ein, dass wir das nächste Tagesticket für Rosie vergessen haben. Dass sie unser Mädel vom Hof ziehen, fehlt ubs gerade noch…
Der Bus hält, wir steigen aus. Wie alle anderen Fahrgäste bedanken wir uns bei der Fahrerin mit einem Thank you für den Trip. Sie hupt noch mal laut und lang und gestikuliert uns mit breitem Lachen in die richtige Richtung. Soetwas haben wir wirklich nicht nicht erlebt…
Die Kapuze fest über der Fontanelle verschnürt hasten wir zu Rosie. Gut gegangen. Siexsteht neben einem grossen Wohnmobil und wartet auf uns. Dafür haben wir ihr aus China town auch eine solarbetriebene Wackelblume mitgebracht. Sofort das 15-Dollar-Ticket gekauft und Ruhe.
Zum Essen gegen wir in den irischen Pub, The Irish Times, von gestern; der ist gut und nur ein paar Blocks entfernt. Ein Zauberbengel im Schottenrock bringt uns Bier (das einheimische Pils ist richtig gut!), fish & chips (das Tagesgericht zum halben Normalpreis mintags für nur 9,50) für Juan, bangers & mash (Würstchen, Karotten und Pü) für mich. Sehr gemütlich und wohl umsorgt geniessen wir den frühen Abend. Kurz nach neun eröffnen wir unseren Blogbetrieb in lovely Rosie. Die Matratzen sind ziemlich hart, aber wir werden uns daran gewöhnen. Und wir frieren nicht, denn ausser den Plumeaus haben wir auch noch Fleecedecken. Alles gut für süsse Träume.