Prag. Endlich mal wieder.

Der Wecker kreischt um Viertel vor sieben, Minuten später fallen gefühlt alle Kirchenglocken ein, Highlights setzen heulende Sirenen.

Wir müssen abhauen, werden evakuiert, weil die britische Bombe unter der eingeknickten Carolabrücke tickt. Das wirft zwar unsere Pläne etwas durcheinander, aber nur ein paar Stunden. Schenken wir uns also zwangsläufig ein weiteres Museum und verlassen unser wunderbares Apartment an der Frauenkirche mit dem ersten Büchsenlicht.

 

Das grossartige Dresden lassen wir schnell hinter uns. Bei zunächst acht Grad nähern wir uns auf Landstrassen dem Erzgebirge. Die Strassen, über die wir fahren, sind sicher mal wieder nur auf Wanderkarten zu finden. Es wird kalt und kälter, wir sehen pappigen Schnee und tauchen in dichten Nebel ein. Das kann ja heiter werden. Offenbar ist es das bereits für die Skiläufer, die wir neben Bobbahn und Biathlon-Zentrum wedeln sehen.

1 Grad, 0,5 Grad, 0 Grad, -1 Grad. Dann geht es wieder runter ins Elbtal und bald über die tschechische Grenze. Wir queren in irgendeinem Kaff die Moldau und bestaunen ein fast verfallenes Kloster, suchen vergeblich einen Bäcker, aber erfolgreich eine Tankstelle. In Tschechien kostet Super 1,45 Euro. Huch: Wir haben keine einzige tschechische Krone.

 

Aber wir haben Zeit. In die Prager Garage dürfen wir um eins einfahren, das Seven Wishes Apartment trotz Rumgejammers erst um14 Uhr beziehen. Also suchen wir irgendwo einen ATM, kaufen Obst bei ersten Lidl und biegen gemütlich in unserer neuen Heimat ein. 1,5 Kilometer von der Altstadt entfernt, Strassenbahnen überall, die man als Senior (65+) kostenlos wie alle ÖPVs nutzen kann.

 

Auto geparkt, Wohnungszugang vergeblich gecheckt, also eine kleine Runde. Die zweitürmige Kirche gegenüber gefällt uns, aber auch die rege Kneipenszene, die von asiatischen Restaurants dominiert wird. Wir entscheiden uns dennoch für einen klassischen Tschechen und bestellen im U Sani standortgemäss ein hervorragendes Gulasch mit Brotknödeln für 7,50 im Mittagstisch. Das Auto ist safe & sound, ergo gibt es dazu ein süffiges Pilsner Urquell.

 

Das Apartment ist unser: Ziemlich klein, sehr minimalistisch eingerichtet, aber mit allem, was man braucht. Gut so. Der Fernseher läuft gar mit deutschen Programmen. Wir richten uns fix ein und sind auch schon wieder unterwegs.

 

Strassenbahnen sind etwas Wunderbares! Wir fahren ein paar Stationen und tauchen in die Altstadt ein. Zunächst ins Opern- und Konzerthaus, das links von einem Belle Epoque-Café, rechts von einem ebenfalls aus der Zeit der vorvergangenen Jahrhundertwende stammenden Restaurant flankiert wird. Grosses Kino mit vollendeten Kellnern mit weissem Hemd und Fliege. Aber hier gucken wir nur kurz rein, dann sind wir mitten im internationalen Gewühl. Viel Spanisch vor der berühmten Uhr, schnatternde Chinesen auf der Karlsbrücke. Leichter Regen setzt ein, und wir sind müde. Schleichen zurück ins Operncafé, wärmen Körper und Seele mit einer heissen Schokolade und huschen im nunmehr strömenden Regen zur Strassenbahn und ab nach Hause.

 

Wir haben hier noch drei volle Tage geplant, also kein Grund, irgendetwas ausser entspannt zu sein.

 

P.S.: Die Bombe in Dresden würde erfolgreich entschärft.

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