Sonne, blauer Himmel, umfangreiches Frühstücksbuffet im „Sonnenhof“ in Cham. Was will man mehr? Los! Mehr sehen von diesem hübschen Bayrischen Wald, über winzige Strassen schleichen und vielleicht ein bisschen wandern.
Unser erstes Ziel ist Arrach. Sogar auf der Karte mit grossem Massstab führt nur ein grauer Weg dahin. Nach ein paar Kilometern auf einer vielbefahrenen Landstrasse querab der B 85 Richtung Bad Kötzting höre ich ein merkwürdiges Geräusch. Eine Art dumpfes Brummen. Juan hört nichts. Aber knapp 500 Meter weiter blockiert die Lenkung, alle Lampen leuchten knallrot. Mit Not und Muskelkraft steuert er die Kiste in eine breite Hofzufahrt. Um ins schattige Plätzchen zu kommen, noch ein paar schweisstreibende Meter mehr. So. Und nun? 222 222. ADAC. Bei 30 Grad versuche ich dem Notdienst unsere genaue Position zu erklären. Eine halbe Stunde später ruft der berlinernde Pannenmann an, lässt sich noch mal alles erklären und vermutet, dass die Lichtmaschine hin ist. Während wir darauf warten, dass er mit seinem Abschlepper kommt, checke ich schon mal Mercedes-Werkstätten. Sonnabend, halb zwölf. Da muss man kein Genie sein, um zu erkennen, dass da kein Schrauber mehr tätig ist… Derweil findet Juan heraus, dass der Keilriemen zerfetzt ist. Also hoffentlich nicht mehr. Es hätte ja alles viel schlimmer kommen können. Gestern in Tschechien. Oder auf der Autobahn auf der linken Spur. Oder, oder, oder. So ist es am wenigsten schlecht. Wir sind heil, das Auto wird schon wieder.
Es erscheint der Pannenmann, der fürchterlich viel Keilriemen-Gestrüpp aus dem Auto zerrt – völlig zerfetzt. Das Auto ist schnell auf den Hänger gehievt, die Kostenübernahne (nix geht über ADACplus!) geklärt. In Cham gibt es eine Mercedes-Werkstatt, ganz in der Nähe ist der Pannendienst zuhause, da steht für die nächsten Tage ein Mietwagen von Hertz. Wenigstens etwas…
Während wir nach Cham tuckern und der Pannenmann etwas Luft zwischen Telefonaten, Notizen und Tablet hat, erfahren wir seine Lebensgeschichte: Kfz-Lehre in Berlin, da gab es aber als Geselle nur 700 Euro netto. Stellenangebot in Cham bei einem Reifendienst zum doppelten Lohn bei wesentlich niedrigeren Kosten wie Miete. Umzug nach Bayern. Reifenhandel bald pleite, dann zwölf Jahre Bestatter. „Überall in Deutschland haben wir eingesammelt.“ Aber „irgendwann wollte ich nich mehr buddeln“, also zurück zu den Autos. Nun glücklich mit seinem Chef in Cham, Frau, kleine Tochter, Häuschen auf dem Dorf.
Das alles erfahre ich auf knapp zehn Kilometern Fahrt. Bei Mercedes Hirschvogel in Cham kennt man sich, wir werden bestens empfangen. Der Werkstattleiter, Herr Frisch, ist zuversichtlich, dass wir den Wagen Dienstag, Mittwoch wiederhaben können. Wenn es nur der Keilriemen ist. Da sich alles, was sich im Motorraum bewegen soll, bewegt, sind wir mal guter Dinge. Es nützt ja auch alles nichts… Wie wir das alles bewerkstelligen – Bad Griesbach liegt 100 Kilometer südlich – sehen wir dann. Die Alternative wäre gewesen, das Auto nach Hamburg bringen zu lassen. Das dauert über verschiedene Sammelstellen bis zur zehn Werktage.
Weiter mit dem Schlepper auf dessen Hof, da steht ein kleiner SUV, den wir vom Adac für die nächsten Tage via Hertz gestellt bekommen. Ein Opel Mokka. Jeder Popel… Ja. Auch hier sind die Formalitäten schnell erledigt. Juan macht sich mit dem schlüssellosen Ding vertraut und schon geht es zurück zu Mercedes.
Der ganze Krempel muss ja umgeladen werden: zwei Golfbags, zwei Trolleys, Klamotten, Schuhe… es wird voll im Mokka. Ich beschliesse kurzerhand, meinen Trolley in Cham zu lassen. Dann miete ich mir eben einen in Bad Griesbach. Klitzings, Bayern und der ADAC. Zum ersten Mal wurde uns mit dem bekloppten Landrover aus Österreich kurz hinter der deutschen Grenze geholfen (da mussten wir den Schlepper nach Hamburg und alles andere selbst bezahlen, seitdem sind wir plus-Mitglieder…), letztes Jahr streikte die Batterie und es gab eine neue. Und jetzt das. Aber: Es ist, wie es ist.
Nach drei Stunden hin und her, Panne, abschleppen, umräumen sind wir nun also mit einem Mokka und Dürener Kennzeichen unterwegs nach Arrach…. Der Bayrische Wald ist immer noch sehr schön, wir erstaunlicherweise ganz entspannt. Das Auto fährt ganz gut, würde aber niemals unseres werden. Bis wir das Navi im Griff haben, dauert es eine Weile. Wie bequem ist unsere alte Kiste doch! Wir fahren durch Bodenmais und überlegen, wo wir die letzte Nacht vor Bad Birnbach/Griesbach verbringen. Uns lacht die Donau an. Vilshofen. Nie gesehen. booking.com schlägt das Hotel Wittelsbacher Zollhaus vor. 91 mit Frühstück, ein Schnäppchen für die Gegend. Liegt dafür direkt am Strom und mitten in der 14000-Einwohner-Stadt.
Der Weg nach Vilshofen ist gemütlich, das Zimmer unterm Dach im dritten Stock auch. Wir schlendern noch ein bisschen durch den Ort, kühlen die 30 Grad Temperatur mit einem Bierchen herunter, bevor wir gegen sieben im Biergarten unseres Hotels zu Essen landen. Eine sehr gute Wahl! Es gibt für Juan zum Bier einen Zwiebelrostbraten mit Waldpilzen und hervorragenden Bratkartoffeln, für mich ein Schnitzel auf einem richtig guten Salatteller. Die bayrische Creme, die wir uns zum Abschluss teilen, ist sternereif! Noch ein kleiner Williams als Absacker. So endet der Tag mit Mokka in Vilshofen versöhnlich.