Unser Apartment in Caseres ist sehr gross, der Blick aufs Meer grossartig. Aber vom Wasser trennt uns vor allem die A7, eine autobahnähnliche Schnellstrasse. Obwohl oder weil heute mit St. Isidro ein Feiertag ist, geht es recht laut zu. Früh morgens hören wir noch das Rauschen des Meeres, später den des nicht abbrechenden Verkehrs. Die nächste Bude wird in erster Meerlinie liegen. Definitiv!
Das Meer hat sich über Nacht wieder beruhigt und wir erledigen auf dem Balkon Schularbeiten: Fotos hochladen, gucken, was in der Welt los ist. Ausruhen ist das Motto, und dem folgen wir. Juan steckt bis zum Hals im Macbook, ich lese einen wunderbar trivialen Roman.
Grosse Lust, das Haus zu verlassen, haben wir nicht. Schon gar nicht mit dem Auto, das kühl und trocken in der Tiefgarage parkt. Es da hinein zu bekommen, ist schon ein Akt für sich. Eng alles, für einen SUV mal überhaupt nicht machbar. Aber für jemanden, der in Buenos Aires parken geübt hat, eine Lachnummer. Nur unsere Karre piept und piept…
Der Tag plätschert mit Blick aufs Meer dahin, bis sich die Hummeln wieder melden: Nun mal los! Die Hütte befindet sich am Hang neben einer ungefähr sechs, sieben Jahre alten Urbanisation namens „Buenas noches“. Um an den Strand zu kommen, müssen wir von der auf schick gemachten Anlage über einen Ziegenpfad runter an die Schnellstrasse; über eine Fussgängerbrücke geht’s dann fast direkt an den Strand. Rechts sind Hunde zugelassen, da gehen wir mal hin. Neben einigen rosa gebratenen Engländern gucken wir auf eine paar in die Jahre gekommene Hippies mit schütter werdenden dread locks, marschieren durch steinigen Sandstrand bis zur nächsten Bebauung… Da gibt’s, oh Wunder, eine Beach Bar, in der wir ein grosses Bier bestellen. Die Kellner sind schon so verstrahlt, dass sie kaum noch spanisch sprechen, denn diese Ecke Andalusiens mit Blick auf Gibraltar ist praktisch englisch. Wir hätten gern ein paar nueces zum Bier, Nüsse. Der Kellner versteht Olives, obwohl ihm seine Mutter beigebracht hat, dass die in Landessprache aceitunas heissen. Na gut, Punkt für Juan – ich mag keine Oliven.
Die Brexit-Kandidaten um uns herum essen Spaghetti und loben diese viel zu hoch, trinken, was weg muss – oder packen ein, zwei ihrer drei, vier Hunde in die mitgebrachte Kinderkarre, um den armen Tierchen den Weg zu Fuss zu ersparen. Sie sind schon wunderlich, unsere Freunde von der Insel…
Bei nach immer lauschigen Temperaturen um 25 Grad laufen wir zurück zu unserer Urbanizatión. Bergauf wieder über den Ziegenpfad, erledigt beim Päuschen auf dem Balkon. Zum Abendessen gibt es Kurzgebratenes und einen grünen Salat mit Avocado, Rot- und Weisswein. Und einen gemütlichen Digestif auf dem Salon-Teil unseres Balkons…