Das leise Plätschern des Regens am frühen Morgen geht bald in ein richtiges Gewitter mit Donner und Blitz über. Sturmböen holen die Zitronen aus Nachbars Garten vom Baum und festigen bei uns den Gedanken: Heute mal ganz sutsche…
Aber das wird natürlich wieder nix. Schon als wir zu caffè und cornetto in der Bar namens Bar einlaufen, hört der Regen langsam auf.
Bereits in der Nacht wurden sämtliche Hinweise auf den gestrigen Papstbesuch abgebaut; alles geht wieder seinen gewohnten Gang.
Unserer soll uns heute zur Spanischen Treppe führen. Aber es gibt ja bessere als die direkten Wege…
Warum ausgerechnet wir in jede offene Kirche stürzen, wissen wir auch nicht, können aber ebenso wenig widerstehen. Es ist wohl diese grenzenlose Pracht, die uns fasziniert. Einige Gotteshäuser haben wir ganz für uns allein, können also in aller Ruhe in Renaissancekunst und Blattgold schwelgen. Natürlich fragen wir uns bei all dem Reichtum, weshalb in Hamburg acht katholische Schulen zumachen müssen…
Diese Gedanken werden vom nächsten Regenschauer abgekühlt; Kapuze und Idiotenhütchen sind oft im Einsatz.
Wir laufen durch den Palazzo Venezia auf die Piazza, bestaunen ordnungsgemäß das Vittorio Emmanuele Monument in seiner ganzen Pracht, schlängeln über die Piazza Quirinale zur Fontana di Trevi.
Erstmalig nach allen Rombesuchen haben wir hier richtig Platz, müssen nur ein paar winzige Chinesen schubsen, um unseren Cent hinterrücks im Brunnen versenken zu können.
Von hier zur Piazza di Spagna ist es eigentlich nur ein Katzensprung, den wir aber durch weiteren Basilikabesuche ausbremsen.
Auch an der Spanischen Treppe gibt es Platz für alle. Wir klettern hoch, atmen schwer, wehren die Rosenverkäufer ab, gucken kurz aufs Hassler und drehen bei Richtung Via Condotti. Das Treppensteigen ist durchaus eine Herausforderung…
Aber am Fuß ist so viel Platz, dass wir genau sehen können, wie sich wohlhabende chinesische Touristen in den Edelläden eingekleidet haben. Aber leider, leider hat auch Prada ihre Männermode für große Jungs gemacht. An denen sehen die weiten Dreiviertelhosen zwar auch bescheuert aus, aber nicht so übel, wie wenn sie ostasiatischen Modefreaks knapp bis zum Knöchel reichen. Dazu hat den Herren noch jemand klobige Bikerboots angedreht, schon sehen sie aus wie Klapskallis…
Apropos Mode: In Rom trägt man schwarz. raggazze und raggazzi – alle wie die Raben. Die Damen sind nicht mehr so lippenmäßig aufgespritzt, verwenden statt Botox lieber viel Rouge. An einigen sieht das toll aus. Die Jungs tragen zu kurze Jackets zu Roehrenhosen und sehen auch bei 1,70 cm Höhe ein bisschen rausgewachsen aus.
Wir sind mal wieder auf dem Weg zur Piazza Navona, als uns ein neuerlicher Regenschauer erwischt. Also ab in die nächste Osteria. Es gibt frische Tomatenbruschette, hausgemachte Lasagne und dazu einen Montepulciano aus den Abruzzen. Da kann es gern weiterregnen.
Irgendwann machen wir uns dann aber doch auf den Weg Richtung Wohnung.
Juan verweigert den tartufo, stattdessen kaufen wir uns in einer Gelateria ein Tütchen mit pechschwarzem Eis aus Schokolade von Madagaskar. Zum Heulen gut!
Trotzdem fallen uns die letzten Meter bis nach Hause schwer: Wir können kaum noch piep sagen und schwören, dass wir es ab morgen ruhiger angehen lassen. Ja, ja…