So wie wohl jeder amerikanische, japanische und mittlerweile auch chinesische Deutschland-Tourist nach Rothenburg op der Tauber geschleppt wird, um mal zu sehen, wie wir Deutschen wirklich ticken, so treibt es jeden Nanjing-Besucher zum Konfuzius-Tempel. Es reihen sich Verkaufsstände an Food Stalls, mĂĽde Riksha-Jungs warten ebenso auf Kundschaft wie Kapitäne, die die Wassersträsschen entlangschippern. Ăśberall sieht man auf ungefähr drei Meter Höhe bunte Fähnchen – so sammeln sich die Reisegruppen, die ĂĽberwiegend aus China stammen. Hier ist vor, neben und unter den Pagodendächern die touristische Hölle los, und irgendwie finden wir es auch lustig. Ruhender Pol ist das eingegrenzte Gebiet rund um den Konfuzius-Tempel selbst. Das mag daran liegen, dass man 30 Yuan Eintritt berappen muss, vielleicht aber auch daran, dass zumindest ausländische Touristen keinen Piep verstehen; alle Erklärungen sind auf Chinesisch, nur hier und da, aber nie an strategisch wirklich interessanten Ecken, wird englisch untertitelt. Aber das tut unserer Freude ĂĽberhaupt keinen Abbruch: Konfuzius gefällt uns, den mögen wir. Und nicht nur wegen der beiden unvergessenen Harald-Schmidt-Chinesen, die uns Langnasen die Lehren des Konfuzius zur Late Night Stunde so unvergleichlich nähergebracht haben. Wir beenden unseren Besuch in diesem Park mit einigen hervorragenden Dumplings. Ein paar gebratene Scampis, HĂĽhnerspiesschen, gesottene Teigtäschen, andere mit gewĂĽrzter BrĂĽhe und einem Hack Bällchen gefĂĽllte. Hierzu reicht man ĂĽbrigens einen Strohhalm, damit der ausflieĂźender Sud weder vergeudet wird, noch zur Planschkatastrophe fĂĽhrt.
Nach Kultur und Rummel gehen wir auf Entdeckungsreise, kommen an heruntergekommenen Neubauten vorbei, passieren unwiederbringliche Altstadtviertel, die gerade platt gemacht werden, lachen ĂĽber offizielle Läden, in denen noch versucht wird, Souvenirs von der Olympischen Jugendspielen 2014, die hier in Nanjing vor einigen Monaten zu Ende gingen, unters Volk zu bringen. Leider finden wir keinen Markt, und wegen des fiesen Wetters – mal regnet es, dann ist es theoretisch trocken, aber die Luftfeuchtigkeit macht einen bei um die 25 Grad fertig – suchen wir uns nach Besichtigung der zum Teil groĂźartig erhaltenen Stadtmauer eine weit entfernte U-Bahn, mit der wir Richtung Hotel fahren. Zu unserer groĂźen Freude herrscht im Hochzeitsfotografie-Aussuch-und-Buchungs-Laden wieder Hochkonjunktur. Da sitzen die Brautpaare, blättern in Zeitschriften und gucken in Computern und iPads, wie sie sich am Tag der Hochzeit am schönsten ablichten lassen könnten. Das ist hier ein riesiger Markt! Wir trödeln erstmal ins Hotel und suchen unsere Klamotten zusammen, denn morgen frĂĽh geht es ja weiter. Shanghai. Einer dieser Orte, von denen ich – wie von Valparaiso – schon als Kind geträumt habe. In Chile war ich mittlerweile, nun also Shanghai!
Aber zunächst rappeln wir uns in Nanjing noch einmal auf. Mit der U-Bahn geht es zwei Stationen Richtung SĂĽden, und tatsächlich finden wir uns vor dem John Rabe Haus wieder. Dass es geschlossen ist und dass sich das Denkmal im Innenhof befindet – geschenkt. Weiter sĂĽdlich wartet etwas ganz anderes auf uns: Nanjings Entsprechung des Times Square. Alle, wirklich alle Marken haben hier riesige Shops: Chanel, Dior, Hermès, Armani, Gucci – es sind alle da. Schon nach kurzer Zeit merken wir, dass uns das alles zu viel, zu grell, zu busy ist. Also wieder ab in die Bahn Richtung Hotel, wir haben da ein Restaurant im Auge. Dieses Abenteuer endet allerdings mit herbem Frust. Alles, was wir nach grĂĽndlichem Studium der Karte ausgesucht haben „no have“. Die angebotenen Alternativen gefallen uns wiederum nicht. Also: Bier austrinken, nächstes Spiel. Nur leider: es ist neun und die Läden schlieĂźen alle in dieser Gegend. Nach dem dritten Versuch reicht es uns und wir fahren in den 23. Stock des Westin Grand. Barsnacks in der Lobby, Bierchen, atemberaubender Blick ĂĽber die Stadt. Umgeben sind wir von GrĂĽppchen hart verhandelnder Geschäftsleute: East meets West. Noch bevor die Verträge unterschrieben werden, machen wir uns davon. Der Wecker wird auf 6 gestellt, guats Nächtle…
Relato corto
Que hermosa ciudad! Juan, que le preguntas al que se toca la barba ja…ja
Un beso grande para vos Birgit, se te ve muy contenta TschĂĽs