Wir verlassen São Gabriel bei trübem Wetter und 13 Grad. Es ist so kühl, dass ich mir während der Fahrt nach Rivera in Uruguay besser mal ein Paar Jeans anziehe. Der Trip nach Uruguay hat einzig und allein den Grund, uns mit US Dollars zu bevorraten. Nur dort gibt’s die Green Bucks aus dem Automaten. Und der Dollar Blue in Argentinien steht bei über 16, verglichen mit 9,25 offiziell. Wir überlegen während der Fahrt durch wunderschöne Landschaften, vorbei an riesigen Estancias noch, wie wir es am besten machen. Grauchen in Brasilien lassen, wir zu Fuss über die Grenze an den nächsten ATM ? Oder vielleicht durch Uruguay Richtung Argentinien und dann weiter nach Nordwesten fahren?
Nach zweieinhalbstündiger Fahrt wird uns die Entscheidung abgenommen. Das Grenzgebiet zwischen Brasilien und Uruguay ist ein Freihandelszonen-Basar… Ohne irgendwelche Formalitäten rutschen wir vorbei an unzähligen Discount Shops ins Nachbarland, parken falsch direkt vor der Polizei und sammeln Dollars am nächsten Automaten. Danach machen wir uns auch sofort wieder aus dem Staub. Diese merkwürdige Grenzsituation könnte ja auch i s Auge gehen, denn wir sind mitsamt Auto unrechtmäßig nach Uruguay eingereist. Wahrscheinlich – und wenn wir Lust auf irgendeine Art von Shopping gehabt hätten – wäre es sämtlichen Behörden piepegal. Aber: Weiß man’s? Außerdem ist Uruguay sowieso viel teurer als Brasilien oder Argentinien; uns hält hier nichts, seitdem wir die Dollars in der Tasche haben…
Unser nächstes Etappenziel ist Uruguaiana, die Grenzstadt zwischen Brasilien und Argentinien. Wir zählen die Kühe schon nicht mehr, freuen uns über Nandus, die über für Steppe stolzieren und fahren ein in den Ort, der wieder Kolonialdorf-Charakter hat. Mit Blick auf die riesige Brücke über den Rio Uruguay, die die beiden Länder verbindet, checken wir ein im Hotel Presidente und laufen die paar Kilometer in die Innenstadt. Man muss feststellen: Wir sind übelster Laune. Juan mit Grund, denn er wird von einer linksseitig extrem geschwollenen Wange geplagt, ich bin einfach nur so schmollig. Dazu passt prima, dass wir fast eine Stunde auf unser Essen in einer Eisenbahn-Kneipe (ist in Brasilien eine bekannte Biermarke) direkt an der Plaza warten. Eine vielköpfige Mädchengruppe schnattert sich durch einen Geburtstag: 16 Grazien, die sich stadtfein gemacht haben und nun eine der ihren bejubeln. Die Mädchen sind überwiegend in schwarz und weiß gekleidet, haben alle lange Haare, viele von ihnen hohe Schuhe, einige overknee Stiefel. Schminktipps haben sie alle gelesen und mehr oder weniger kunstvoll umgesetzt. Die Tänzer, das Orchester – nichts heitert uns auf. Vom Tag der deutschen Einheit ist zwischen den Klitzes in diesen Stunden nichts zu erkennen. Die Stimmung ist im Keller, als wir gegen acht wieder im Hotel sind.
Hinzu kommt noch, dass andando.eu gruselig zickt; wir können uns nicht einloggen, also auch nichts online bringen. Juan ist Stunde um Stunde mit der Reparatur befasst, findet den Fehler aber leider nicht. Auch großartig fürs Stimmungslevel! Irgendwie ein Scheisstag. Aber das ist natürlich undankbar. Trotzdem ein Scheisstag 🙂