Prag. Allein unter Tschechen.

Wir sitzen in einer Kneipe, die uns nur deshalb angezogen hat, weil draussen mit zittriger Neonwerbung für Staropravo geworben wurde. Das ist die leckere Konkurrenz des Pilsner Urquells.

Hier sitzen ausschließlich Männer vor Halbliter-Gläsern Bier, die auf den ersten Blick Karten spielen, auf dem zweiten aber auf ihrem Handy zocken. Der Wirt ist zurückhaltend, versteht aber unsere Zwei-Bier-bitte-Bestellung, die wir auf englisch vortragen.

Die Sprache ist so ein Ding in Tschechien. Man kann sie von kaum etwas ableiten, das wir gut oder auch nur ein bisschen kennen. Das Bier kommt schnell, ich versuche, die fremden Worte auf der Speisekarte zu irgendwas zu entziffern. Pivo fällt mir auf und damit eine rudimentäre Erinnerung an mein jämmerliches Russisch. Pivo heisst auf russisch wie auf tschechisch Bier, und angeboten werden Kleinigkeiten dazu. Wir bestellen eine Jägerplatte, bekommen einen üppigen Brotkorb und einen Haufen Geselchtes. Mit dem zweiten Bier landen wir bei einer Käse-Geselchtes-Platte. Auch bemerkenswert. Als Dessert gönnen wir uns einen Bechterovka, einen hiesigen Schnaps. Übrigens kostet alles zusammen knapp 16 Euro.

 

Pure Völlerei am Abend? Hinter uns liegt aber auch ein mit viel Aktivität gespickter Tag. Zunächst geht es ins jüdische Viertel. Morgen ist Sabbat, also ist das alte Ghetto heute noch ebenso geöffnet wie der Zugang zum Friedhof. 24 Euro pro Nase kostet der Eintritt, dazu haben wir keine Lust. Auf der gegenüberliegenden Seite gucken wir bei Chanel und Valentino rein, dann geht es weiter.

 

Wir haben von der Strassenbahn-Linie 22 gehört, die quasi eine Stadtrundfahrt ist. Um sie zu erwischen, müssen wir erst mal wieder etwas laufen, sind begeistert vom Konzerthaus an der Moldau und machen uns dann mit der Bahn auf den Weg auf die andere Seite. Die Endstation ist ein Kaufland-Supermarkt und entsprechend blöd.

Wir nehmen den nächsten Zug zurück und steigen in der Kleinen Stadt aus, stehen vor der grossartigen Kathedrale und dem pittoresken Schloss und geniessen einen formidablen Blick auf Prag.

 

Zu Fuss geht es abwärts Richtung Fluss, dann mit der Bahn weiter. Irgendwo steigen wir einfach aus, weil wir ein Restaurant sehen, das ganz nett scheint. Das ist aber doof, doch gleich gegenüber gibt es ein anderes. Juan isst Roastbeef, ich putzige Klopse auf Kartoffelstampf mit Lauchzwiebeln. Beides sehr gut und wie so oft in Prag als Mittagstisch auch günstig.

 

Gestärkt auf zum nächsten Ziel: Unsere Apartment-Leute waren nicht in der Lage, uns zwei weitere Kissen zu besorgen, also gehen wir shopping. Mit einer Jogginghose, einer Thermoleggings, zwei Kissen und Bezügen machen wir einen Zwischenstopp in der Wohnung. Es ist lausig kalt in der Stadt. Waren es gestern noch 10 Grad, zittern wir heute um den Gefrierpunkt. Dazu kommt ein Wind, der die Knochen gefrieren lässt. Aber dagegen kan man ja was tun. Lange Unterwäsche ist die Wahl.

Aber unsere Pause dauert nicht allzu lange, denn wir haben ein paar Antiquitätenläden im Visier. Per Bus landen wir in einem kaum beleuchteten Viertel. Typisch! Gegenüber einer Mammutbaustelle finden wir zwei grosse Hallen, vollgestopft mit Altem und Ollen. Preislich durchaus mit Hamburg vergleichbar, aber es gibt ein paar besondere Stücke. Schön zu sehen. nichts zu  kaufen.

 

Mit der nächsten Strassenbahn machen wir uns auf den Weg ins Apartment und treffen auf dem Weg auf die schöne Staropramen-Kneipe. Siehe oben.

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