Virginia – Snowden, Langley und mehr

Es ist noch nicht einmal fünf Uhr morgens, als auf dem Parkplatz unseres Seagull Motels in Hatteras Village eine Alarmanlage anschlägt. Natürlich sind wir hellwach und dösen nur noch einen Moment, bevor Juan Kaffee kocht. Schade, wir hätten gern noch ein, zwei Stündchen geschlafen. Macht aber nichts, dann gehen wir eben am Meer spazieren. Es ist noch ziemlich frisch, erst 15, 16 Grad. Dennoch sind die ersten Angler am Strand. Im Laufe der nächsten beiden Stunden kommen mehrere hinzu, außerdem ein paar, die wie wir vor der tollen Kulisse wandern. Auf der einen Seite der Atlantik, der von den Stürmen der Nacht noch ziemlich aufgewühlt ist, auf der anderen hinter den Dünen schöne Häuser, die meisten aus Holz, alle mit Sonnendecks und Veranden. Es gibt kein einziges Haus, das architektonisch aus der Art fällt. Sicherlich gefällt uns das eine besser als das andere, aber wir finden keine Bausünden.

Etwas länger als zwei Stunden schlendern wir über den Strand, beobachten Pelikane und Möwen, Spaziergänger und Hunde, die sogar ein Bad im Meer nehmen. Hier hätte man leicht noch einen Tag bleiben können, aber natürlich ist alles ausgebucht. Richtung Norden verändert sich das Bild der Insel kaum: Keine Hochhäuser, dafür Naturschutzgebiete, Auffahrten für 4×4-Autos, die auf den Strand fahren dürfen, weißer Sand und fein geschwungene Dünen. Uns kommt zwar Einiges an Memorial-Day-Verkehr entgegen, aber trotz der riesigen Wohnmobile mit ihren Allradfahrzeugen hintendran, trotz all der SUVs und Trucks, denen wir begegnen, ist es nie unangenehm voll. Ein wirklich schönes Stückchen Erde, diese Outer Banks. Wir schauen noch an einem Leuchtturm vorbei, aber die Warnung vor Schlangen macht mich nicht gerade unbefangen. Tatsächlich gibt es hier neben Klapperschlangen noch einige andere kriechende Reptilien, die mir persönlich keinen Spaß machen. Aber ich bin eben auch ein feiger Hamster. Juan lacht über mich. Recht hat er.

Eigentlich wollen wir in Kitty Hawk noch einen Blick auf das Denkmal der Flugpionier-Brüder Wright werfen, doch Geiz schlägt Neugier: Auch dafür wollen sie Eintritt, also können sie sich mit ihren Brüdern gern allein amüsieren. Wir verlassen die Outer Banks Richtung Festland über eine wie immer großzügige Brückenkonstruktion. Und haben Hunger. Einige zig Meilen später essen wir in einem überaus beliebten BBQ-Laden ein Sandwich. Auf dem Rückweg, noch auf dem Parkplatz, sehe ich, dass Hinnigers angerufen haben. Über whats app rufe ich zurück. Wir plaudern und kichern ein bisschen. Die beiden sind zwar noch in Kroatien, aber bereits Richtung Norden unterwegs. Wir können ja auch schon fast nach Washington spucken.

 

Aber unser nächstes Ziel ist Elizabeth City. Nicht, dass wir jemals von diesem Ort gehört hätten, aber er klingt irgendwie gut. Und wir sind ganz überrascht über die historischen Häuser, die die Main Street flankieren. Nicht so aufgerüscht wie vielleicht in Savannah oder Charleston, aber ebenso alt. Wir gucken mal schnell auf Google nach, was es mit dem Ort auf sich hat: alte Siedlerkolonie am Wasser, natürlich. Aber bemerkenswert auch ein berühmter Bürger: Edward Snowden ist in Elizabeth City aufgewachsen, der Whistleblower… Wir sehen uns noch ein bisschen um, hauen aber doch ab, Richtung Norden, Virginia. In Hampton, gegenüber von Norfolk, dem Stützpunkt wohl aller Waffengattungen, die die USA so haben. Der Hafen ist vollgepfropft mit grauen, kriegswichtigen Schiffen, dazu gibt es das Naval Museum und vieles Weitere, das zum Memorial Day garantiert noch herausgeputzt wird.

 

Hampton dagegen ist eine Hafen- und Universitätsstadt. Wir fallen gegen sieben unverzüglich im Crowne Plaza ein. Zimmer im 8. Stock, wenn man sich auf die Zehenspitzen stellt und das Gesicht ans Fenster quetscht, kann man auch das Wasser sehen… Ganz in der Nähe ist übrigens Langley: die NASA Airforce Basis und auch ein Research Institute. Das Langley, das die CIA beheimatet, liegt zwar auch in Virginia, aber nordwestlich von Washington. Wir sind zur Zeit im Südosten.  

Weil wir wirklich fast mausetot sind, essen wir gleich im Hotel. Nicht in der Oyster Bar, denn dort versucht eine Livetruppe vergeblich, irgendeinen Ton zu treffen, sondern im Grillroom. Hört sich gut an, ist erbärmlich. Dass das Bier ohne Glas serviert wird, sollte hier eigentlich nicht passieren. Dass es zum Essen nur nach Aufforderung ein Besteck gibt, ist auch eher befremdlich… Nun denn: unterer Durchschnitt, aber egal. Wir sind müde. Juan schläft trotz der Livemusik, die auch im achten Stock noch gröhlig ist, ich schreibe ein bisschen vor mich hin.

 

Und frage mich: Liest hier eigentlich noch jemand  andando ? Es gibt ja überhaupt keine Kommentare…

6 Kommentare zu „Virginia – Snowden, Langley und mehr“

  1. Ihr Lieben, ich lese immer gerne, wenn wir Internet haben :-), werde aber bestimmt nochmal alles nachlesen, wenn wir wieder zu Hause sind – sonst komme ich ja wieder mit Euren und unseren Orten ganz durcheinander :-)))) dicken knuuuutsch

  2. Na…türlich wird andando auch im tiefsten griechenlandia gesendet ! Und das ist gut so !
    Hier schon viele schlangen gesichtet…aber die wollen ja nur spielen.
    Weiter so fleissige bloggerin. We love it !!

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