Verona allein zuhaus

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Sonne am Morgen über den Dolomiten – vielversprechend für unseren Reisetag nach Verona. Das Apartment ist schnell geräumt und wir tauchen ein in die Apfelplantagen, die rund um Lana und bis Bozen die Kulisse in diesem Teil des Etschtals bilden.

 

Unser Plan, dem Lauf des Flusses zu folgen, wird in Bozen fast torpediert. Ein unüberblickbares Geflecht aus Autobahnen und Zubringern führt auf die Brennerautobahn. Erst kurz vor Rovereto landen wir wieder auf der Landstraße und behalten die Etsch, die Adige, im Auge.

 

Tagesziel ist Verona – wir haben viel Zeit. Kurz vor der Stadt buchen wir uns ein Zimmer im Arena Suite direkt in der Altstadt. Ein Glücksfall, nicht nur, weil die ihre Zimmer gerade günstig anbieten, sondern auch, weil es einen Parkplatz gibt.

 

Ich schaffe mir mit Francesco einen Freund fürs Leben (…) Via whatsapp bekommen wir Infos zu allen denkbaren Themen. Und dann geht’s in die Tiefgarage. Dunkel, verwahrlost und vor allem: eng. Gruselig eng. Juan kann zwar in die Parkbox einparken, kommt aber nie und nimmer aus dem Auto. Francesco schlägt vor, die Kiste einfach nur halb einzuparken. Unsere einzige Chance.

 

Ich atme flach, denn wie kann das Zimmer, für das wir einen Code haben, sein? Als hätte Francesco meine Gedanken gelesen gibt es einen zweiten Code: Ihr könnt im Tosca oder im Carmen wohnen. Ohne einer Menschenseele zu begegnen wird es Tosca: ein großartiges, luxuriöses Zimmer mit exzellentem Bad, Kaffee für den Morgen, weißen Pantoeffelchen – perfekt! Wir können es kaum fassen, dass es diesen Palast für 70 statt der üblichen 150 Euro gibt. Dann schreibt Francesco auch noch, dass er für die miese Parkbude doch kein Geld haben will. Unfassbar! In Italien!

 

Bald sind wir unterwegs Richtung Altstadt. Wir waren schon einige Male in Verona, aber so haben wir die Stadt noch nicht erlebt: Leer! Kaum  jemand rund um die Arena, kein Gedränge in den Gassen oder Kirchen. Niemand, der sein Fähnchen schwenkt, damit seine Touristengruppe sich nicht verrennt. Fast gespenstisch. Die Tische der Restaurants  sind alle eingedeckt, aber auch hier macht sich die Leere breit. Alle Menschen, denen wir begegnen, tragen Masken, was bei 27 Grad recht sportlich ist. Kein Hinweisschild auf Maskenpflicht – die Leute tun es einfach. Erstaunlich diszipliniert!

Auf der Piazza d’Erbe  trinken wir einen Aperol Spritz bei 27 Grad, dazu gibt’s einen Teller Schinken und Salami sowie als Gruß aus der Küche lauter kleine Häppchen. Das Brot wird interessanterweise in der Bäckertüte serviert. Alles prima. Eigentlich rechnen wir damit, dass sie uns – wegen der wenigen Gäste – irgendwie mit dem Preis über den Tisch ziehen. Nix. Ganz fair.

 

Wie es sich gehört suchen wir das Haus der Julia, in dem sie wie auch ihr Romeo nach Shakespeare zu Tode gekommen ist. Das letzte Mal kam man kaum in die Gasse, von der der Hof mit dem berühmten Balkon abgeht. Heute? Gähnende Leere. Kaum zu glauben, aber Verona ist allein zuhaus.

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