Toskana – Haus und Menschen

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Die Dame, die früh morgens durch den Garten schlendert und immer wieder den Blick über die toskanische Traumlandschaft schweifen lässt, ist Nicoletta.

 

Gemeinsam mit ihrem Mann Yanni und Sohn Michele bewohnt sie das Anwesen, auf dem auch unsere kleine Hütte steht. Die Familie wohnt hier in den Bergen über Poggibonsi und in Florenz. Mit der aparten Nicoletta werde ich sofort warm. Sie spricht gutes Englisch und erzählt aus ihrem Leben: Wie sie mit Yanni, einem Physiker und Astronom, zwei Vorlesungswinter in Mogadishu verbracht und wie sich Somalia verändert hat. Wie sie sich das Knie brach und heute noch manchmal von Schmerzen geplagt wird. Dazu blitzen lustige braun-grüne Augen unter einem dunklen Pony.

 

Nicoletta ist wirklich nett. Und ungeheuer hilfsbereit: Eine Steckerleiste von uns passt nicht in die hiesigen Steckdosen. Minuten später klappt es: Yanni hat der Leiste einen Adapter verpasst. Wir finden es neben einem Pfund Kaffee auf dem Tischchen auf unserer Veranda.

 

Hier frühstücken wir nach einem Sprung in den Pool auch. Nicoletta kommt kurz vorbei ins bringt ein paar frisch geschnittene Rosen. Sollten wir irgendetwas benötigen… Morgen würde sie ein paar Eier von den eigenen Hühnern vorbeibringen. Wir sind sehr angetan.

 

Es ist Sonntag und Freunde der Familie trudeln langsam ein: Wer einen großen Pool hat, hat bei Temperaturen um die 30 Grad trotz des bedeckten Himmels viele Freunde.

 

Wir beschließen, einen kleinen Ausflug nach Poggibonsi zu machen. Weil wir faule Socken sind und keine Lust haben, den großen Gartengrill für jedes Würstchen anzuwerfen, werden wir uns mal nach einem Elektrogrill umsehen. Im Ort sind die großen Geschäfte auch am Sonntag geöffnet.

 

Aber erst einmal kurven wir durch die Weinberge. Statt der unbefestigten Straße, die wir schon kennen, fahren wir über die  Dörfer wie Cinciano. Faszinierend immer wieder, in welchen perfekten grafischen Formen die Weinfelder angelegt sind. Zwar ist der Weg zwar ungefähr dreimal so lang, dafür aber überwiegend asphaltiert.

 

In Poggibonsi checken wir die Supermärkte: Lidl hat einen klapprigen Kontaktgrill, Brico ein merkwürdiges fernsehbeworbenes Modell, Pam gar nichts. Aber hinter dem Superstore ist noch ein weiterer: Alles für den Haushalt. Und da werden wir fündig. Für weniger als 20 Euro erfährt unsere Landküche ein großartige Ergänzung durch einen simplen Elektrogrill. Noch ein paar Sachen wie Oliven und Käse eingekauft – und wieder geht’s in unser Krähennest. Diesmal wieder durch den Staub. Das Auto sieht aus wie nach einer Saharadurchquerung.

 

Weil Michele und seine Freunde noch auf der Terrasse speisen, werfen wir uns noch mal kurz zur Erfrischung in den Pool. Und dann mit etwas Lesbarem vor der Nase und einem Apérol-, bzw. Camparispritz Entspannung auf der kleinen Terrasse.

 

Erwartungsgemäß erobern Micheles Freunde gemütlich den Pool. Es bleibt ganz ruhig auf unserem Hügel. Entzückend: Michele bringt uns eine Auswahl feinster Schweizer Pralinen vorbei – kredenzt auf einem Blatt auf einem Glastellerchen. Wirklich nett und dazu bildschön serviert.

 

Es ist drückend heiß und Zeit für eine Siesta. Um sechs ist Fußball angesagt: Italien spielt (und gewinnt) gegen Wales. Das sehen unsere italienischen Nachbarn offenbar auch, doch sie sind extrem gesittet. Außer einigen Piepmätzen, Geckos und ein paar Hummeln ist nichts zu hören in unserer Idylle.

 

Und auch die wilde Katze, vor der Nicoletta gewarnt hat, lässt sich heute nicht blicken. Das Tier, das sich auch schon ein paar Küken  geholt hat, scheint ziemlich aggressiv zu sein, nutzt auch Gelegenheiten, sich in Häuser zu schleichen und verwüstet dort alles, was ihm unter die Pfoten kommt. Wir bleiben auf der Hut… Während Italien dem Fußballsieg entgegenfiebert, feiert unser Grill Premiere: ein paar Würstchen und bereits heute morgen gekochte und marinierte Ribs zu einem bunten Salat. Und einem toskanischen Roten. Je dunkler es wird, desto besser erkennt man tausende Lichter direkt vor der Tür: Glühwürmchen.

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