Das Wort „Surrealismus“ bedeutet wörtlich „über dem Realismus“. Etwas, das als surreal bezeichnet wird, wirkt traumhaft im Sinne von unwirklich. Die vom französischen Schriftsteller und Kritiker André Breton seit 1921 in Paris geführte surrealistische Bewegung suchte die eigene Wirklichkeit des Menschen im Unbewussten und verwertete Rausch- und Traumerlebnisse als Quelle der künstlerischen Eingebung und sie bemühte sich darum, das Bewusstsein und die Wirklichkeit global zu erweitern und alle geltenden Werte umzustürzen. Sie ist daher eine anarchistische, revolutionäre Kunst- und Weltauffassung.
Na, hab ich schön Angst gemacht mit meinem Surrealismus? In Wirklichkeit geht es ja nur ums Tagesgeschäft, zu dem ich gern einige Beiträge leisten möchte:
Also nicht ganz real ist die Vorstellung, meinen Entzückenden mit Bart zu sehen. Abenteuer mit Hilfe eines leistungsstarken Geräts der Marke Braun am Ende des Tages 2 beendet. Nun ist er wieder glatt, der Juan.
Szenenwechsel. Im Zentrum von Fort Myers Beach sehen wir eine Frau, die direkt vom Strand kommt. Typ Judi Dench, nur mit schulterlangen, grauen Haaren. Die sind noch klitschnass vom Bad im Ozean. Auch das bunte Kleid, das sie schnell über den Badeanzug geworfen hat, ist feucht. Über der rechten Schulter trägt sie eine schwere Strandtasche, offenbar mit allem, was man so braucht für einen ausgedehnten Tag am Beach. Ein Bild, das man in diesen Küstenorten tausend Mal am Tag sehen kann. Mit einem Unterschied. Auf der linken Schulter der Dame sitzt ein kleiner Papagei. That’s what friends are for…
Heute morgen nach unserem mittelmäßig ausgeprägten Strandspaziergang bei gleißendem Sonnenlicht sind wir mal wieder zum Frühstück in dem kleinen Diner auf der Santini Marine Mall eingekehrt. Mit getragenem Ton spricht im Fernsehen der Präsident: Heute wurde in New York das Ground Zero Museum eingeweiht. Und im Diner in Fort Myers Beach weint eine Frau ganz fürchterlich. Vielleicht hat sie eine traurige persönliche Geschichte im Zusammenhang mit dem 11. September, vielleicht überkommen sie nur ganz intensive Gefühle. Jedenfalls weint sie herzzerreißend, während sie drei Spiegeleier mit Speck, Hash Browns und einem in Maple Syrup schwimmenden Stapel Pancakes in sich hineinschaufelt. Daneben sitzt der Mann, Partner, der ebenfalls opulent frühstückt, ein Auge auf Obama wirft und sich gleichzeitig die Fingernägel säubert…
Surreal ist zweifelsfrei auch das Szenario, das sich am frühen Nachmittag in Zimmer 343 des Outrigger Hotels abspielt: die beiden Klitzings liegen bäuchlings auf dem Bett und verfolgen auf dem ipad das Spiel HSV gegen Greuther Fürth. Während vor der Tür des Strandleben tobt, lahmt sich der HSV zu einem 0:0 im Hinspiel der Relegation. Wenn das am nächsten Sonntag im Frankenland genauso geht – gute Nacht, Marie…
Ganz real ist im Gegensatz zum Erzählten unser heutiges Abendessen. Nachdem wir gestern Abend mit Scallops, Shrimps, Lobster und Rinderfilet viel Geld verbraten haben, gibt es heute Chicken Wings von Publix für 10 Dollar und dazu unseren Hauswein, einen ausgesprochen leckeren Robert Mondavi Chardonnay. Gespeist wird natürlich in unserem 30qm-Zimmer, zumal es draußen mit Regen und Wind recht ungemütlich ist. Für hiesige Verhältnis. An den Küsten des Nordens würde man von einem traumhaften Sommerabend mit kürzen Schauern sprechen. Allenfalls! So. Schluss. Gute Nacht, liebe Freunde!
Was übrigens nicht unerwähnt bleiben sollte: Inzwischen gibt es nicht nur mehr Texte in spanischer Übersetzung, sondern auch ein paar Fotos mehr. Und unsere dösige Kamera hat es sich ganz offenbar zu Herzen genommen, dass sie kurz davor war, an die Wand geworfen zu werden: Sie tut’s wieder. Zumindest im Moment