Querung

Es muss ja für alle, die hier regelmäßig reingucken, erbärmlich langweilig sein: Klitzings stehen auf, recken sich und stellen die schwerwiegende Frage: Welche Stelle unseres reinweissen Strandes nehmen wir denn heute? Dann schnappen sie sich die eigens angeschafften Stühle nebst Schirmchen, sprühen sich mit irgendeinem klebrigen Zeug mit Lichtschutzfaktor 30 ein, sie meckert, weil mal wieder was ihre Füße wundgescheuert hat, er verdreht die Augen… Dann geht es an den Strand, alles wird fein aufgebaut – Ende der Action. Einatmen, ausatmen, baden, trocknen, lesen, einschmieren, sonnenbaden, baden…. Aus diesen Angaben am besten eine 8 kleben und endlos wiederholen…

Und ja. Genauso hat der Tag heute auch wieder begonnen. Etwas bewölkt, um die 30 Grad warm, Wasser um die 24. und plötzlich kommt die Frage auf, wann wir eigentlich das letzte Mal in dieser gigantisch großen Seagrass Mill Mall waren. Dem größten Factory Outlet von Florida mit irgendetwas zwischen 300 und 400 Geschäften. Beim letzten Mal sicher nicht. Damals mit Natzilie? Wahrscheinlich. Aber auch später noch ein paar Mal. Und während wir so plaudern, wird es zwölf, die Badebüxen sind mal wieder trocken, wir gucken uns tief in die Augen, packen unseren Krempel zusammen: Auf nach Fort Lauderdale, auf zur Ostküste. Mal gucken. Was da so los ist. Ungefähr 120 Meilen pro Strecke – ist ja überschaubar und in zwei Stunden hinzukriegen.

Karges Frühstück aus dem häuslichen Kühlschrank, Schlusssprung unter die Dusche – und on the road again. Wir schenken uns den Highway 41 nach Miami und springen gleich auf die Interstate 75, die quer durch die Everglades direkt nach Fort Lauderdale führt. Da wollen wir ja auch hin. Ich habe nie gewusst, dass es ein Panther-Schutzgebiet dort gibt, aber wir sehen die Ausschilderung ebenso wie die stabilen Zäune. Sollen die Menschen damit vor den Panthern geschützt werden? Es ist wohl eher umgekehrt…

Pünktlich um 3 sind wir auf einem der größten vorstellbaren Parkplätze: Seagrass Mill Mall. Und stürzen uns ins Geschehen. Schon nach drei Metern ist klar: Se habla español, hier spricht man spanisch.Ganz anders als an der Westküste ist hier alles von Latinos geprägt. Und es wird gekauft, gekauft, gekauft. Klamotten, dazu gleich Koffer, um die überhaupt irgendwie transportieren zu können, Accessoires, Make-up, Bücher – you name it. Alles in so riesenhaften Stores, dass einem Hören und Sehen vergeht. Man muss zum Kaufrausch neigen, dann hat man hier sein Paradies gefunden. Uns wird es bald alles zuviel. Zu viele Menschen, zu viele Geschäfte, zu viel Auswahl. Wir kaufen Kleinigkeiten und essen dann, völlig erschöpft, ein Sandwich. Drei, fast vier Stunden sind wir herumgelaufen. Was nun? Übernachten am Atlantik, morgen zurück? Zum Glück rettet und das Restquentchen Vernunft und wir fahren wieder nach Osten. Dass wir dadurch einem Kaufrausch entgangen sind, ist uns beiden klar. Noch ein Tag Widerstand – das wär’s wohl nicht geworden!

Genau vier Minuten vor 9 stehen wir in Fort Myers Beach vorm Fish House, das um 9 schließt. Zu spät für Dinner und pitcher Bud? Get in… Es gibt scampis Natur und scampis, die in einem Kokusnussbett gewälzt wurden. Beides hervorragend, der Eimer Bier eiskalt. Auch das klingt sicher wieder ganz langweilig: Es war ein toller Tag!

Nicht unerwähnt bleiben sollte, dass wir kurz vor zehn auf dem Parkplatz des Fish House durch einfaches Nachlesen der Gebrauchsanweisung festgestellt haben, dass unser Winzauto auch über Cruise Control verfügt. Die knapp 250 Meilen wären noch wesentlich entspannter verlaufen, hätten wir Dumpfbacken mal früher nachgeguckt …

4 Kommentare zu „Querung“

  1. Moins,
    keine Sorge: langweilig geht anders. 🙂 Also flugs weitermachen.
    Aber um de Scampi in Kokos beneide ich Euch dann schon…

  2. Es gibt noch eine wunderbare, auf meinen Türkeitörns erprobte Beschäftigung: schlesen! Aber bitte nur unterm Schirm.
    PS: die Hüte sind in Arbeit.

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