Kleiner Grenzverkehr

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Wir sind froh, dass es endlich wieder Tag ist: In den Zimmern des „Hofwirts“ gibt es keine Klimaanlage, dafür Wärme und ordentlich Verkehr rund um die Uhr, den wir bei geöffnetem Fenster natürlich mitbekommen.

 

Im Frühstücksraum erst wird uns die Dimension unseres Hotels klar: Überwiegend Amerikaner haben dieses Salzburger 150-Zimmer-Altstadthotel gekapert. Lage, Lage, Lage… Wir sind irgendwie nicht in Stadtlaune, deshalb sehen wir zu, dass wir Salzburg und das Wolferl bald nach dem Frühstück hinter uns lassen.

Los geht’s, bevor es zu warm wird. Da wir ausschliesslich über Landstrassen fahren, führt uns der Weg durch den Nationalpark Berchtesgaden nach Reit im Winkl mal nach Österreich, dann wieder nach Deutschland und zurück.

 

Aus irgendeinem Grund fällt uns ein, an den Königssee zu fahren. Huch! Das geht hier ja zu wie am Lake Louise in British Columbia, Kanada. Um die Schönheit in Gänze geniessen zu können, sollen wir einen Bootsausflug machen. Soweit kommt es noch… Lieber latschen wir querfeldein Richtung Malerwinkel. Schöner Waldweg, schöner Blick auf den See und die wirklich beeindruckende Kulisse. Unbeschadet vom Königssee-Rummel machen wir uns davon Richtung Chiemsee.

 

In Ruhpolding stoppen wir kurz, um uns einen Golfplatz anzusehen. Ganz schön, aber ein bisschen provinziell. Ganz anders der Platz in Reit im Winkl – der ist einfach furchtbar. Vor der Kulisse eines gruseligen Hotelkomplexes tobt sich der Platz über Höhen und Tiefen aus wie geisteskrank. Keinen Schlag werden wir hier tun! 

 

Stattdessen schlängeln wir uns weiter Richtung Chiemsee, weil wir den noch nie gesehen haben. Nun haben wir ihn bei Prien besucht und das einzige, was uns dazu einfällt, sind Fluchtgedanken.

 

Das muss man wirklich liebhaben, wir aber nicht. Eine dösige Touristenbahn, Ausflugsschiffe, ein Handvoll Segler. Also: Die Alster ist schöner, auch wenn es dort nicht mal ein Hügelchen gibt. Die Alpenkulisse – na ja. Kein Grund, nochmals an den Chiemsee zu kommen…

 

Verblüfft sind wir bei der Weiterfahrt in Aschau, weil wir plötzlich vor dem Schloss Hohenaschau stehen. Mächtig, aber heute leider geschlossen. Gegen die schwärzer werdenden Wolken gefällt uns der weiße Prachtbau umso mehr.

 

Die Wettervorzeichen stehen auf Abhauen; wir sind Richtung Bayrischzell unterwegs. Plötzlich taucht rechts am Berg der Gasthof „Hummelei“ (nach der Gründerfamilie Hummel) auf, den gucken wir uns mal an. Minuten später checken wir ein, noch ein paar Minuten später sitzen wir vor einem Bier mit Blick auf die Kaiserkulisse.

 

Es braut sich über uns etwas zusammen. Während wir vor dem Abendessen ab sechs noch einen Moment die Beine hochlegen, explodiert die Welt um uns herum: Gewitter, schwerer Regen – Weltuntergang. Eine halbe Stunde später ist Ruhe eingekehrt; wir gehen essen. Die vom “Feinschmecker“ mehrfach lobend erwähnte Küche ist – okeeeh. Besser wird sie auch mit mehr Bier nicht. Dennoch ist die Bude voll: Familien aus der Gegend, Wanderer – alles da.

 

Zur Tagesschau sind wir im Zimmer, ziemlich erledigt vom Tag. Da in der „Hummelei“ morgen Ruhetag ist, gibt’s Frühstück zwischen 8 und 8:30, um 9 müssen wir ausgecheckt haben. Was für ein wunderbares Alibi für Schlafmützen!

 

 

 

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