Durch die Camargue und Arles in den Luberon

Selten, dass wir in Frankreich ein so gutes und reichhaltiges Frühstück bekommen haben wie im Hotel Le Pyramide in Mèze. Hebt sofort die Stimmung und trägt zur Gesundung bei. Heute haben wir keine lange Strecke vor uns, in nur 160 km Entfernung liegt Joucas im Liberon und damit auch unsere schöne Mas Rabassan. Da wir Agnetha und Erling mitgeteilt haben, dass wir am Nachmittag kommen, haben wir eine Menge Zeit.
Zunächst einmal erkunden wir die Camargue, freuen uns über die Schimmelherden, die zwar längst nicht mehr wild, aber dennoch sehr schön sind. Eigentlich hatten wir gar nicht vor, nach Saintes-Maries-de-la-Mer zu fahren, aber wenn man doch schon mal hier in der Gegend ist…
Natürlich biegen wir ab. Je näher wir der Hauptstadt der Camargue kommen, desto dichter wird die Beschilderung, man möge den Landstrich doch per Pferd erkunden. Ställe überall, nicht alle in perfektem Zustand. Ab und zu sieht man mal ein Grüppchen duch die Marsch traben; es ist geruhsam hier.
In Saintes Maries ist zunächst einmal die Hauptstrasse gesperrt. Der Grund ist eine Reitergruppe, die durchs Dorf galoppiert, um auf eine Corrida aufmerksam zu machen. Die Schilder, dass Pferde und Stiere auf der Strasse seien, bestätigen dass dann auch.
Für einen Mittwoch Ende September ist es recht voll im Ort. Neben den Franzosen sehen wir ausgesprochen viele Belgier, dazu ein paar Schweizer und sehr vereinzelt Deutsche.
Berühmt ist Saintes-Maries-de-la-Mer als Marienwallfahrtsort und vor allem als Wallfahrtsort der Zigeuner im Mai zu ihrer Schutzpatronin der Schwarzen Sarah. Deren Geschichte geht auf Legenden aus dem 1. Jahrhundert zurück. Demzufolge stammt sie aus Ägypten, aus Palästina oder der Camargue. Ihre Existenz als historische Person ist umstritten. Mal gucken, was Wikipedia noch so zu bieten hat:
Nach der Entdeckung von Reliquien der Heiligen Maria-Jacobé und Maria-Salomé, deren ruderlose Barke nach der Sage in der Camargue an Land geschwemmt worden war, wurde der Ort nach 1448 zu einem Ort einer intensiven Marienverehrung.
Die Kirche ist heute der ruhigste Ort in Saintes-Maries. Davor haut mich ein faltiges Muttchen an und will einen Ohrring verkloppen. Heute sei der Tag der Gitanes, der Zigeuner, das würde Glück bringen. Ich will keinen Ohrring, man soll sein Glück nicht auch noch provozieren.
Viele Leute sind in den engen Strassen unterwegs, essen hier und dort, kaufen gleich tonnenweise Souvenirs oder sitzen einfach nur am Strand in der Sonne. Wir bleiben ein Stündchen, sagen dann den Pferden tschüs und fahren über enge Landstrassen Richtung Arles.
Ein bisschen Kultur schadet uns ja auch nicht. Allerdings sind wir schon fast erschöpft, als wir endlich einen Parkplatz finden… Zu Fuss machen wir uns auf den Weg in die Altstadt, die sehr schön ist. Ganz zentral liegt das berühmte Amphitheater, das wir uns dann auch eingehend ansehen. Hier atmet die Geschichte – und wir atmen mit. Als dann auch noch Melodien der Gipsy Kings erklingen, glaubt man, seinen Ohren nicht trauen zu können…
Nach der Kultur kommt der Zivilisationsschock ein paar Kilometer weiter: Lidl.
Wir brauchen eine Grundausstattung fürs Apartment und schlagen hier zu. Mit Wasser, Wein & Co kann kaum etwas schiefgehen, aber in Coustellet gucken wir doch noch mal nach Frischerem wie Pâte, Schinken und so. Und entdecken zu unserer Freude auch eine durchaus skurrile Engländerin vor der Kasse: Ungefähr 1,50 gross, vielleicht 30 kg schwer, ca. 75 Jahre alt, mit einbetonniertem Toupierhaar und gewandet in einen schrill blauen Bikini, über den sie ein weisses, transparentes, handgehäkeltes Etwas geworfen hat. Das gibt es sonst kaum irgendwo auf der Welt zu sehen!
Voll bepackt und mit einem kurzen, vertrauten Blick auf Gordes rollen wir auf den Hof der Mas Rabassan. Es dauert nur Sekunden, bis uns Rico ind Ronja, die beiden Yorkies, anbellen. Und dann fallen wir Agnetha und Erling um den Hals. Ist ja ein bisschen wie nach Hause kommen…
Wir richten uns ein und trinken einen Wein auf der Terrasse, gucken in die untergehende Sonne und essen später das langweiligste Brathuhn, das wir aus purer Faulheit fix und fertig einen Ort weiter gekauft haben.
Über einen VPN kriegen wir auf den ipads einen Blick auf die Champions League im deutschen Fernsehen zu fassen, aber schon nach Ende der ersten Halbzeit schlafen wir tief und fest…

1 Kommentar zu „Durch die Camargue und Arles in den Luberon“

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