Böhmische Dörfer

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Kulmbach zeigt sich schon früh morgens von seiner besten Seite: Blauer Himmel, gutes Frühstück am Marktplatz und 27 Grad. Wir verlassen diesen hübschen Ort Richtung B303, wollen nach Tschechien. 

Der Raps blüht wieder, Heu wird geerntet, Bäume gefällt. In den fränkischen Dörfern ist genauso wenig los wie in den tschechischen. Wir vermeiden mal wieder die Autobahnen ( hier will man offenbar eine Vignette) und fahren durch die Provinz nach Marienbad.

 

So ganz anders als Karlsbad! Wir gucken mal auf den Royal Golf Club ausserhalb der Stadt. Dort läuft an diesem Wochenende bei brütender Hitze ein Turnier, also fahren wir in den Ort. Einiges erinnert uns an St. Petersburg, anderes wieder an die tiefste deutsche Provinz. Zunächst einmal sehen wir uns das Ganze bei laufender Klimaanlage vom Auto aus an. Auffällig ist der Altersquerschnitt: wir gehören eindeutig zu den Jüngeren. Das Accessoire à la mode ist der Gehwagen… Es ist fürchterlich heiss und drückend, dennoch sehen wir uns die berühmten Fin-de-siècle-Trinkhalle und einige der Jugendstilpaläste an, nachdem wir mühsam und übellaunig 20 Euro in 500 tschechische Kronen gewechselt haben, um wenigstens den Parkplatz bezahlen zu können. Irgendwie werden wir trotz über 30 Grad nicht warm mit dem Ort. 

 

Nach einer bemerkenswert guten Kugel Schokoladeneis tun wir das Richtige: Wir hauen ab! Dem Navi geben wir einen winzigen Ort names Bor vor, dann Hotoun und schon geht es durch wunderschöne, verschlafene Ortschaften, durch Felder und Wiesen, Wälder und Auen Richtung Pfälzischer Wald. Die übrigen Kronen vertanken wir – 1,19€/Liter. Die Landschaft in dieser Ecke Tschechiens, dem südböhmischen Wald, ist betörend schön. Die Zeit ist stehen geblieben, bevor ihre Rechnung begann, scheint es. Nur selten begegnet uns ein Auto, mal ein Trecker. Von üppig bewachsenen Hügeln gucken wir in puschelige Täler mit ebensolchen Dörfchen. Schön!

 

Unser nächstes Ziel liegt in Chamerau: Hier betreibt die Metzgerei Bäcker einen Gasthof. Nur leider ist er komplett ausgebucht! Der Spielmannszug macht sich schon konzertbereit, als uns der enorm dicke Wirt bedauernd absagt. Also weiter… booking empfiehlt den „Sonnenhof“, und schon, als wir das erste Schild am Ortsrand von Cham sehen, wissen wir: den kennen wir! Da wir überhaupt keine Lust haben, noch weiter zu suchen, bleiben wir für 62 Euro inkl. Frühstück einfach hier. Diesmal ist unser Zimmer bedeutend besser, grösser, heller. Auf der Terrasse mit Blick auf Hügel und Wald gibt es zu frisch gezapftem Hellem hervorragenden Leberkäse mit Spiegelei. Zum Nachtisch etwas Eis? Wir teilen uns lieber ein Mettwurstbrot. Wegen des guten Gewissens laufen wir danach noch ächzend einen Kilometer den Hügel hinauf, töten dutzendweise Mücken und kehren wieder um.

 

Die Nacht wird furchtbar warm, die Tür zum Balkon öffnen wir wegen der Insekten nicht. Ein Fliegengitter wäre schön gewesen. Wäre, wäre…

 

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